Neue EU-Regeln für Immobilienkredite

Brüssel (dpa) - Europas Bankkunden können Immobilienkredite künftig besser vergleichen und problemlos vorzeitig zurückzahlen. Auf entsprechende Regeln zum Schutz der Verbraucher haben sich Vertreter von EU-Parlament, EU-Kommission und Mitgliedsstaaten am Montagabend in Brüssel geeinigt.

Kreditnehmer bekommen damit die Möglichkeit zu einer vorzeitigen Rückzahlung des Darlehens - die Details dazu können die Mitgliedstaaten festlegen. In Deutschland haben Baudarlehen meist eine lange Zinsbindung von 10, 20 oder 30 Jahren. Wollen Kunden ihren Kredit vor Ablauf der vereinbarten Laufzeit abbezahlen, wird es für sie oft teurer. Diese Entschädigungszahlungen sollen laut Europaparlament eingeschränkt werden: „Es würde verboten, von Kunden Strafen für eine vorzeitige Rückzahlung zu verlangen.“

Der Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) erklärte, der Text lasse zu, dass die in Deutschland geltenden Regeln zur vorzeitigen Rückzahlung von Darlehen unverändert gültig blieben. „Damit kann es bei der seit Jahrzehnten bewährten deutschen Finanzierungspraxis bleiben, bei der sich die Darlehenskunden weit
überwiegend für langjährige Zinsbindungen ihrer Kondition
entscheiden“, schrieb der Verband.

Laut EU-Regeln können Anbieter von Baukrediten künftig leichter grenzüberschreitend aktiv werden, müssen sich aber registrieren lassen und werden überwacht. In der Werbung sind überzogene Versprechen etwa über den Zins verboten. Die Anbieter müssen ein einheitliches europäisches Informationsblatt nutzen, damit Käufer Hypothekarkredite besser vergleichen können. Kosten aus Krediten in einer fremden Währung oder mit variablen Zinsen müssen deutlich dargestellt werden. Wer einen Kredit aufnimmt, hat ein Rücktrittsrecht von sieben Tagen. Kann ein Kunde das Darlehen nicht mehr bedienen, soll zu seinen Gunsten eine Lösung gesucht werden, um ihn vor hohen Schulden zu bewahren.

Das Europaparlament und die EU-Staaten müssen den Kompromiss in den nächsten Wochen noch annehmen, dies gilt als Formalie.

Mit den strengeren Regeln für den Immobilienmarkt zieht die EU die Konsequenzen aus der Banken- und Finanzkrise. Geplatzte Immobilienblasen hatten etwa Spanien und Irland in die Krise gestürzt und die Eurozone belastet.

Der zuständige EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier begrüßte die Einigung: „Die Regeln werden den Exzessen ein Ende setzen und eine bessere Kreditvergabe fördern.“ Zudem werde der Wettbewerb zwischen den Anbietern gestärkt. Der irische Finanzminister Michael Noonan sagte: „Die neuen Regeln werden Verbrauchern bessere Informationen über Angebote für Hypothekenkredite geben.“ Irland führt derzeit die laufenden Amtsgeschäfte der EU.