Neue Fed-Chefin Yellen: Experten rechnen nicht mit Kurswechsel
Frankfurt/Main (dpa) - Auch unter der Führung von Janet Yellen wird die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) nach Einschätzung von Banken ihre expansive Geldpolitik beibehalten, die Geldflut aber allmählich bremsen.
Die begonnene Drosselung der Notenpresse sei „ein Zeichen für das Vertrauen in die amerikanische Konjunktur“, sagte der Co-Vorstandschef der Deutschen Bank, Anshu Jain, der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. „Wie erwarten im ersten Quartal 2015 ein Ende der sehr lockeren Geldpolitik. Dann dürften die Zinsen wieder deutlich anziehen, vor allem im fünf- und zehnjährigen Bereich.“ Die 67-Jährige Yellen ist am Samstag als erste Frau an die Spitze der Fed gerückt. Offiziell eingeführt in das Amt, das sie von Ben Bernanke übernimmt, wird sie am Montag (3.2.).
„Es wird keine Überraschungen für die Märkte geben“, sagte Commerzbank-USA-Experte Christoph Balz der dpa in Frankfurt. Yellen sei schon seit Jahren an prominenter Stelle für die Zentralbank tätig und habe mit ihrem Vorgänger gut zusammengearbeitet. Er rechne damit, dass die US-Notenbank ihre monatlichen Käufe von langfristigen Staatsanleihen und Immobilienpapieren weiter schrittweise reduziert - trotz der Turbulenzen in den Schwellenländern. Investoren hatten das Notenbankgeld zum Großteil auch dazu genutzt, das Kapital in vielversprechenden Schwellenländern anzulegen. Mit der Reduzierung der Anleihekäufe setzte dort zuletzt eine Kapitalflucht ein, mehrere Landeswährungen etwa in der Türkei oder Brasilien gerieten unter Druck.
„Wir glauben, das die Fed sich von den Schwellenländern nicht beeinflussen lässt“, sagte Balz. „Außer es kommt zu wirklich großen Marktverwerfungen, die auch die Finanzmärkte in den USA erschüttern.“ Jain betonte, die Entwicklung in den aufstrebenden Ländern sei keine Überraschung. „Auch in der Vergangenheit ist es regelmäßig zu Reaktionen an den dortigen Finanzmärkten gekommen, wenn die amerikanische Geldpolitik gestrafft wurde. Das passiert nun wieder.“ Gerade asiatische Länder würden heute aber über höhere Devisenreserven verfügen und seine daher besser gegen eine Krise gewappnet.
Die Fed hatte ihre Anleihekäufe in der vergangenen Woche zum zweiten Mal in Folge um zehn Milliarden US-Dollar reduziert. Die Leitzinsen sollen allerdings vorerst praktisch bei null bleiben - ihre Erhöhung ist an eine Verringerung der Arbeitslosigkeit in den USA gekoppelt.
Yellen kam bereits 1977 erstmals zur Fed. Nach einem Ausflug in die akademische Welt holte der damalige Präsident Bill Clinton sie als Notenbankgouverneurin zurück, 1996 machte er sie dann zu seiner Top-Wirtschaftsberaterin im Weißen Haus. 2004 wurde Yellen Präsidentin der Zentralbank in San Francisco, 2010 nominierte Barack Obama sie zur Vize-Chefin der Fed.