Neue Vorwürfe gegen RBS: Mittelständler ausgenommen
London (dpa) - Gegen die krisengeschüttelte Royal Bank of Scotland sind neue schwere Vorwürfe erhoben worden. Die Bank soll Mittelständler, die bei ihr Kredite genommen hatten, bewusst in die Überschuldung getrieben und sich dann deren Immobilienwerte zum Schleuderpreis unter den Nagel gerissen haben.
Entsprechende Vorwürfe erhob die „Sunday Times“ nach einer zweimonatigen Untersuchung. Wirtschaftsminister Vince Cable übergab den Fall am Sonntag den zuständigen Behörden der Bankenaufsicht.
Die Bank selbst wies die Vorwürfe zurück. Ihre Global Restructuring Group (GRG), zuständig für Risikokredite, habe lediglich versucht, finanziell gefährdete Firmen vor allem aus der Baubranche wieder auf die Beine zu stellen, sagte ein Sprecher. „Nicht in allen Fällen ist dies gelungen.“
Die in der Finanzkrise zu rund 80 Prozent verstaatlichte Royal Bank of Scotland gilt als schwierigster Sanierungsfall in Großbritannien. Sie war in jüngster Zeit in alle Skandale um Fehlverhalten bei Banken verstrickt. Sowohl in der Affäre um manipulierte Libor-Zinssätze, als auch bei der Falschberatung von Kreditkunden bei Kreditausfallversicherung wie auch bei der Manipulierung von Devisenkursen sollen RBS-Banker ihre Finger im Spiel gehabt haben. Die RBS musste bereits Milliarden-Rückstellungen bilden.
Im neuen Fall hatte sich die Zeitung den Wirtschaftsfachmann Lawrence Tomlinson als unabhängigen Berater genommen. Er sagte der „Sunday Times“: „Es gibt eine riesige Menge an Hinweisen, die darauf hindeuten dass die RBS gesunde, gut gehende Betriebe in finanzielle Schwierigkeiten gestürzt hat und dann sich ihre Werte zum Nutzen ihres eigenen Immobilien-Imperiums angeeignet hat.“