Neuer Schlag für EMI: Robbie Williams geht

London (dpa) - Schon wieder schlechte Nachrichten für die gebeutelte und nach einem Käufer suchende Plattenfirma EMI: Nach Stars wie den Rolling Stones und Paul McCartney hat nun auch Robbie Williams das Label verlassen.

Der 37-Jährige ging zum Branchenführer Universal Music, wie sein Management am Freitag mitteilte. Das britische Traditionslabel EMI hatte ihn über weite Teile seiner Solokarriere begleitet, die 2002 begann. Im kommenden Herbst soll ein neues Album erscheinen.

Die Unzufriedenheit des einstigen Mitglieds der Boygroup Take That mit EMI galt als offenes Geheimnis. Im Jahr 2008 soll Williams in eine Art Streik getreten sein, weil er Probleme mit dem damaligen Besitzer Guy Hands gehabt habe. Etwa zur selben Zeit verließen auch die Band Radiohead sowie der Ex-Beatle Paul McCartney das Unternehmen. Hands versuchte, die Kosten bei dem gerade gekauften Konzern zu senken, und nahm dabei auch teure Künstler ins Visier. Williams soll 2002 einen bombastischen Vertrag im Wert von 80 Millionen Pfund ausgehandelt haben, seine späteren Soloalben waren finanziell aber weniger erfolgreich.

Er sei sehr froh, nun bei Universal zu sein, sagte Williams selber zu dem Wechsel. „Ich glaube, das ist die aufregendste Zeit in meiner Karriere.“ Sein Manager Tim Clark sagte, der Deal gebe Williams die Möglichkeit, sein persönliches Schicksal selber fest in Händen zu halten und trotzdem einen starken Partner im Rücken zu haben. Auch das jüngste Take-That-Album „Progress“, bei dem Williams erstmals seit der Auflösung der Band wieder dabei war, erschien vergangenes Jahr bei Universal.

Das Ringen um die Zukunft von EMI läuft seit langem. Der Finanzinvestor Terra Firma hatte den Musikkonzern 2007 übernommen. Wegen einbrechender CD-Verkäufe häufte EMI massive Verluste an und konnte schließlich die hohen Schulden nicht mehr bedienen. Im Februar übernahm der Kreditgeber Citigroup die Kontrolle und erließ EMI knapp zwei Drittel der Verbindlichkeiten.

Zuletzt hatte es Berichte gegeben, die Citigroup bekomme bei der laufenden Auktion deutlich niedrigere Angebote als die angepeilten bis zu vier Milliarden Dollar. Insgesamt sind dem Vernehmen nach fünf Interessenten im Spiel. Unter anderem geht es um eine Aufspaltung der EMI in das lukrativere Verlagsgeschäft, das die Rechte für rund 1,3 Millionen Songs verwaltet, und die Musik-Sparte.

Aussichtsreichster Bewerber soll der Konkurrent BMG sein, der vom deutschen Bertelsmann-Konzern und dem Finanzinvestor KKR betrieben wird. Weiterer Interessent sei Sony zusammen mit internationalen Investoren, berichtete die „New York Times“ und das „Wall Street Journal“. Für das Geschäft mit Musikaufnahmen gilt der US-Milliardär Len Blavatnik als Interessent, der bereits den US-Konkurrenten Warner Music gekauft hatte.

Das britische Label ist die kleinste der vier großen Plattenfirmen nach Universal Music, Sony und Warner. Die Konzerne leiden heftig unter dem Strukturwandel in der Musikindustrie.