Niedrige Zinsen: Lebensversicherer im Tief
Niedrige Zinsen halten Konzerne und Kunden in Atem. Die Allianz bleibt aber bei ihrer Verzinsung von 3,6 Prozent.
Frankfurt. Das Dauertief an der Zinsfront treibt die deutschen Lebensversicherer in die Enge. Die Versicherten bekommen dies schmerzhaft in Form sinkender Renditen zu spüren. Zwar hält die Allianz Leben die laufende Verzinsung aus Garantiezins und Überschussbeteiligung für das kommende Jahr stabil.
Die Kunden der klassischen Lebensversicherung können mit einer laufenden Verzinsung inklusive Überschussbeteiligung von 3,6 Prozent rechnen. Doch ob andere Versicherer dem Branchenprimus folgen, ist fraglich.
Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) rechnet damit, dass sich viele Anleger mit Lebensversicherungen für 2014 auf sinkende Überschüsse einstellen müssen. „Wir gehen davon aus, dass die Gewinnbeteiligung reduziert wird“, sagt S&P-Analyst Christian Badorff.
„Es wird angesichts der niedrigen Zinsen für Lebensversicherer immer schwieriger, die Garantieverzinsung zu erwirtschaften“, warnt auch Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret. Das Problem: Das Geld der Firmen steckt vor allem in festverzinslichen Wertpapieren. Jedes Jahr laufen alte, hochverzinste Anleihen aus. Seit die Europäische Zentralbank im Kampf gegen die Euro-Schuldenkrise die Märkte mit günstigem Geld flutet, werfen neue Papiere kaum noch etwas ab.
Wer eine alte Versicherungspolice mit einer Zinsgarantie von vier Prozent besitzt, bekommt diese Rendite meist nur noch gutgeschrieben, weil der Versicherer die Überschüsse bei den übrigen Kunden kürzt. Für neue Verträge liegt der vom Bundesfinanzministerium festgelegte Garantiezins seit 2012 bei 1,75 Prozent. Spätestens, wenn man Verwaltungs- und Abschlusskosten berücksichtigt, gleicht die Garantie kaum die Inflation aus.
Hinzu kommt, dass die Unternehmen wegen des Zinstiefs milliardenschwere Bewertungsreserven an Versicherte ausschütten müssen, deren Verträge auslaufen oder gekündigt wurden. Damit profitieren nur wenige Kunden davon, dass der Marktwert hochverzinster Anleihen in den Beständen weit über ihrem Kaufpreis liegt. „Die fünf Prozent jährlich abgehenden Kunden bekommen mehr an Bewertungsreserven als das, was die 95 Prozent verbleibenden Kunden an laufender Überschussbeteiligung erhalten“, klagt der Präsident des Versichererverbands, Alexander Erdland.
Norbert Heinen, Chef der Württembergischen Lebensversicherung, schätzt, dass es auch beim Garantiezins weiter abwärts geht — nach seiner Prognose auf 1,5 oder 1,25 Prozent ab Anfang 2015. „Dann kann man dem Kunden keinen Beitragserhalt mehr garantieren.“