Nokia stürzt ab: Riesenverlust
Espoo/Helsinki (dpa) - Nach den Rekordgewinnen von Apple tiefrote Zahlen für Nokia: Der früher souveräne Handy-Weltmarktführer aus Finnland hat im zweiten Quartal einen Verlust von 492 Millionen Euro eingefahren und wird beim Kampf um die Smartphone-Kunden immer weiter abgehängt.
Vor Jahresfrist konnte Nokia noch einen Gewinn von 104 Millionen Euro vorzeigen. Kurz vor der Nokia-Bilanz hatte der US-Konzern Apple einen Rekordgewinn von umgerechnet 5,2 Milliarden Euro vor allem dank seines Smartphone-Erfolges mit dem iPhone veröffentlicht. Bei Nokia ging der Umsatz in den abgelaufenen drei Monaten um sieben Prozent auf 9,3 Milliarden Euro zurück.
Konzernchef Stephen Elop erklärte, die „Herausforderungen bei der strategischen Umstellung“ von Nokia seien größer als bisher erwartet. „Natürlich ist das Ergebnis enttäuschend“, meinte der Kanadier weiter und konstatierte einen „anhaltend harten Konkurrenzdruck“.
Elop will Nokia durch eine Allianz mit Allianz mit Microsoft und dessen Smartphone-Betriebssystem wieder an die erfolgreichere Konkurrenz wie Apple und die Anbieter von Android-Geräten heranbringen. Noch aber muss der Markt auf das erste Modell warten.
Im zweiten Quartal verlor Nokia sowohl bei herkömmlichen Handys wie auch bei den gewinnträchtigeren Smartphones an Boden. Insgesamt setzte das Unternehmen noch 88,5 Millionen Einheiten gegenüber 111 Millionen im Vorjahreszeitraum ab. Der Rückgang machte 20 Prozent aus. Im ersten Quartal dieses Jahres wurden noch 108,5 Millionen Handys verkauft.
Bei Smartphones setzte Nokia nur noch 16,7 Millionen statt 24,2 Millionen drei Monate zuvor ab. Hier sackte der Absatz um 31 Prozent. Der Durchschnittspreis fiel von 146 auf 142 Euro. Apple konnte im zweiten Quartal allein 20,3 Millionen iPhones verkaufen, was Konzernchef Steve Jobs vom „besten Quartal aller Zeiten“ schwärmen ließ.
Trotz der überwiegend enttäuschenden Bilanz stieg die Nokia-Aktie in Helsinki um 3,6 Prozent auf 4,22 Euro. Als Grund dafür galten die Erfolge der neuen Unternehmensführung um Elop bei Kostensenkungen.
Die zusammen mit Siemens betriebene Netzwerksparte Nokia Siemens Networks (NSN) blieb mit einem operativen Verlust von 111 Millionen Euro weiter in den roten Zahlen. Der Umsatz stieg um 20 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro. Beide Unternehmen hatten eine Woche zuvor ihre Bemühungen um einen Teilverkauf des seit langem mit Verlusten kämpfenden Joint Ventures aufgegeben.