Oberklasse glänzt mit Rekorden: Dämpfer für VW

München/Wolfsburg/Stuttgart (dpa) - Die deutschen Autobauer kommen weiter ohne größere Schrammen durch die Autokrise.

Die drei Oberklasse-Hersteller BMW, Audi und Daimler verbuchen im ersten Quartal erneut Bestwerte. Die Münchner fuhren wie die Rivalen aus Ingolstadt und Stuttgart das beste Startquartal der Firmengeschichte ein.

Allerdings ließ das Wachstumstempo ein wenig nach, doch beeinflussten neben den ohnehin kriselnden europäischen Märkten auch Sondereffekte wie neue Modelle und Fabrikumbauten die Absatzzahlen. Deutlicher bekam Volkswagen die Krise in Europa zu spüren.

Die Konzern-Kernmarke VW musste im März ein Absatzminus einstecken, vor allem wegen Rückgängen auf dem Heimatkontinent. Die weltweiten Auslieferungen sanken im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,8 Prozent auf 532 400 Fahrzeuge, wie VW am Dienstag in Wolfsburg mitteilte.

Vor allem in Westeuropa stand ein kräftiges Minus zu Buche, während die Marke in China und den USA weiter zulegte. Der Rückgang im März ist das erste Absatzminus der Marke VW in einem Monat im Vergleich zum Vorjahresmonat seit fast dreieinhalb Jahren.

Die Marke VW, zu der etwa die Modelle Golf, Polo und Passat gehören, ist die Kernmarke im VW-Konzern. Weitere Marken sind zum Beispiel Audi, Porsche, Seat und Skoda. „Wie erwartet werden die Märkte teils deutlich schwieriger“, erklärte VW-Vertriebsvorstand Christian Klingler. Im ersten Quartal stand noch ein Absatzplus von 5,2 Prozent. Allerdings hat sich das Wachstum deutlich verlangsamt - in den ersten zwei Monaten des Jahres betrug das Plus 9,1 Prozent.

BMW verkaufte im ersten Quartal weltweit 448 200 Fahrzeuge der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce ab, wie der Konzern mitteilte. Auch hier ließ das Tempo ein wenig nach. Das Verkaufsplus betrug 5,3 Prozent, vor einem Jahr hatte der Absatz noch um 11,2 Prozent zugelegt. „Die BMW Group erreichte im letzten Monat einen Allzeit-Bestwert und ihr bestes Quartal in der Unternehmensgeschichte — trotz des gegenwärtig schwierigen Marktumfelds in Europa“, sagte Vertriebschef Ian Robertson.

Bei der VW-Tochter Audi, die BMW bis 2020 als Branchenprimus in der Oberklasse ablösen will, bremste ebenfalls die Absatzkrise in Europa das Geschäft im März gebremst, wenn auch weniger stark als etwa bei VW. Mit dem Jahresstart ist Audi trotzdem zufrieden, in den ersten drei Monaten legte der Absatz um knapp 7 Prozent auf 369 500 Autos zu.

Auf dem größten Markt China knackte Audi erstmals die
Marke von 100 000 Autos im ersten Quartal. Auch der Ausblick ist optimistisch: Nach dem Startrekord wolle das Unternehmen „die positive Absatzentwicklung auch in den kommenden Monaten fortsetzen“.

Daimler profitierte im ersten Quartal von neuen Modellen. In den ersten drei Monaten des Jahres stand daher mit 350 530 verkauften Autos ein neuer Absatzrekord. Auf dem Heimatmarkt Deutschland fielen die Verkäufe indes um 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. In Westeuropa stagnierten sie von Januar bis März nahezu. Einen Schub brachten Daimler die neuen Kompaktwagen der A- und B-Klasse. Im ersten Quartal wurden demnach 77 044 Kompakte an Kunden ausgeliefert - ein Plus von 49,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, als zum Teil noch die alten Modelle am Start waren.

Schwierig werden die Märkte in Europa bleiben, möglicherweise noch auf Jahre hinaus. Vor allem dank der Geschäfte in Übersee können die Hersteller hierzulande die Absatzkrise in Europa im Vergleich zu anderen, kriselnden Massenherstellern wie PSA Peugeot Citroën oder Opel aber bislang deutlich besser wegstecken. Allerdings: Angesichts von Preisnachlässen im harten Wettbewerb verdienen auch die deutschen Hersteller derzeit wohl weniger pro Autos als vor einem Jahr.

VW hat als Ziel für das laufende Jahr ausgegeben, das hohe operative Ergebnis des Vorjahres zu halten. Konzernchef Martin Winterkorn hatte das Jahr 2013 als „Jahr der Bewährung“ für die gesamte Branche bezeichnet: „Der Wettbewerbsdruck ist hoch und steigt weiter.“