Ökonomen wehren sich gegen Draghi-Kritik an Deutschland

Berlin (dpa) - Die Klage von EZB-Präsident Mario Draghi über Kritik aus Deutschland am Kurs der Notenbank ist bei Ökonomen auf Ablehnung gestoßen.

„Sein Selbstmitleid und Eigenlob lassen ein tief verunsichertes Ego erkennen“, sagte der Bonner Wirtschaftswissenschaftler Manfred Neumann der Tageszeitung „Die Welt“. Thorsten Polleit, Chefökonom von Degussa Goldhandel, sagte dem Blatt, Draghi und die Europäische Zentralbank lullten die Finanzmärkte und viele Menschen ein, würden mit ihrer Geldpolitik aber nicht die Probleme der Eurozone lösen.

Draghi hatte sich im „Spiegel“ über kritische Stimmen aus Deutschland während der Eurokrise beklagt. „Jedes Mal hieß es, "Um Gottes willen, dieser Italiener zerstört Deutschland"“, sagte Europas oberster Währungshüter dem Nachrichtenmagazin. „Es gab diese perverse Angst, dass sich die Dinge zum Schlechten entwickeln, aber das Gegenteil ist passiert.“ Tatsächlich habe sich die Lage entspannt: Die Inflation sei niedrig, und die Unsicherheit habe sich verringert.