Ölpest: Kursverfall der BP-Aktie trifft britische Rentner
US-Regierung stellt Ultimatum. Börsenkreise spekulieren über die Pleite des Ölriesen.
London. Erst waren alle empört und verärgert, aber nun machen sich die ersten ernsthaft Sorgen: Der Druck auf den britischen Ölkonzern BP wird sowohl wirtschaftlich als auch politisch immer größer. Nach wochenlanger Talfahrt ist die Aktie Donnerstag weiter eingebrochen. Händler spekulieren, dass BP zum Übernahmekandidaten werden könnte.
Die US-Regierung stellte dem Unternehmen ein Ultimatum. Danach muss es bis Samstag Pläne vorlegen, wie die Ölquelle endlich gestopft werden kann. Wird die untergegangene Plattform "Deepwater Horizon" den ganzen BP-Konzern mit sich reißen? In Londoner Börsenkreisen kursieren bereits Horrorszenarien, in denen eine BP-Pleite oder Übernahme durch einen chinesischen Ölgiganten in den Bereich des Möglichen fallen.
Derweil kämpft BP an zwei Fronten gleichzeitig: Während das Ölleck immer noch nicht eingedämmt werden konnte, hat das Unternehmen seit dem Unglück am 20. April 82 Milliarden Dollar und damit fast die Hälfte seines Börsenwertes verloren.
Direkt betroffen vom Preisverfall der Aktie ist die Mehrheit jener britischen Pensionäre, die privat vorgesorgt haben und eine bescheidene Zusatzrente aus Aktienfonds beziehen.
Jedes siebte britische Pfund, das 2009 aus Aktienfonds an Rentner im Königreich ausgezahlt wurde, stammt aus BP-Dividenden. Bei einer staatlichen Einheitsrente von monatlich 380 Euro sind Zusatzrenten in Großbritannien existenziell wichtig.
Schon vor vier Jahren mussten Rentner einen hohen Preis für ein Pipeline-Leck in Alaska zahlen - auch hier war die Rentenausschüttung des Fonds "The Lothian" nach einem Kurssturz der BP-Aktie kleiner ausgefallen. Der Versicherer erwägt bereits eine Schadensersatzklage.
Ungeachtet davon gibt es bereits Forderungen, das US-Vermögen des Konzerns einzufrieren. Eine Gruppe amerikanischer Aktivisten hat außerdem zum Boykott von BP-beziehungsweise Aral-Tankstellen aufgerufen.