Opel: Bochumer sind tief enttäuscht
Bei den Mitarbeitern liegen die Nerven blank. Sie hoffen nun auf Hilfe der Länder.
Bochum. Die Ungewissheit nagt an der Psyche der Opelaner im Bochumer Werk. "Was soll das alles? Wir wollen endlich wissen, wo wir dran sind", sagt ein Monteur aus Werk 1, dem Hauptwerk.
"Mittlerweile ist die Stimmung auf dem Tiefpunkt. Wir haben für die Mitarbeiterbeteiligung unterschrieben, aber sicher ist nichts, auch nicht, ob wir den neuen Astra-Kombi hier bauen."
Ihrem Unmut hätten einige Beschäftigte am Montag in der Betriebsversammlung freien Lauf gelassen. "Neun Prozent der Belegschaft haben gegen die Zugeständnisse an GM gestimmt. Die bedeuten 50 Prozent weniger Urlaubsgeld und 50 Prozent weniger Weihnachtsgeld."
Dass Kanzlerin Angela Merkel (CDU) Donnerstag keine echte Unterstützung für Opel aus dem Hut zauberte, konnte einen Produktionsassistenten nicht schrecken. "Merkel wird ihr Wort halten und Hilfen organisieren", sagte der Mitarbeiter, der seit vielen Jahren in Opeldiensten steht.
Die Kanzlerin selbst sagte am Donnerstag lediglich, Opel könne wie alle Firmen auf Forschungsmittel des Bundes zugreifen. Zudem kündigte sie ein Treffen Brüderles mit Opel-Chef Nick Reilly "in nächster Zeit" an, um über Kredite etwa der Europäischen Investitionsbank (EIB) zu sprechen.
EIB-Vizechef Matthias Kollatz-Ahnen sagte, Opel werde voraussichtlich Kredite in Höhe von 800 Millionen Euro anfragen - 400 Millionen aus einem Topf für Forschung und Entwicklung und 400 Millionen aus dem Bereich Autoproduktion in strukturschwachen Gegenden. Die Bundesregierung müsse aber für die EIB-Darlehen bürgen.
Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) sagte nach dem Gespräch, die Ablehnung der Bundes-Bürgschaft sei ein "regelrechter Schock" gewesen. Die vier Länder mit Opel-Standort seien nun bereit, dem Autobauer "in alleiniger Anstrengung" zu helfen.
Je nachdem wie ein Antrag von Opel aussehe, könnten diese Hilfe eine Größenordnung wie bei der abgesagten Übernahme Opels durch den Zulieferer Magna haben. Im Sommer 2009 wollten die Bundesländer mit 750 Millionen Euro zu einer Brückenfinanzierung von insgesamt 1,5 Milliarden Euro beitragen.
Opel braucht inzwischen deutlich weniger Garantien als die von Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) abgelehnte Bürgschaft von 1,1 Milliarden Euro. Opel-Chef Nick Reilly bezifferte die Lücke auf 400 Millionen Euro.