Ölpreise auf Jahreshöchststand
Rohstoffe werden bei guter Konjunktur teurer. Das „schwarze Gold“ macht den Anfang.
London/ NewYork. Die Ölpreise kennen in den letzten Tagen nur eine Richtung: nach oben. Am Dienstag sind die Öl-Notierungen an den wichtigen Rohstoffbörsen in New York und London auf den höchsten Stand seit einem Jahr gestiegen.
US-Rohöl kostet derzeit rund 80 Dollar, die Nordseesorte Brent liegt mit etwa 78 Dollar nur knapp darunter. Zu Jahresbeginn hatten die Ölpreise zeitweise unter 50 Dollar gelegen. Und obwohl die Preise am Ölmarkt seit nunmehr neun Tagen beständig zulegen, warnen viele Experten vor einer deutlichen Kurskorrektur nach unten.
Grund für den anhaltenden Steigflug der Ölpreise waren zuletzt robuste Unternehmenszahlen aus den USA. In der Folge knackte der wichtige Aktienindex Dow Jones die 10.000-Punkte-Marke und notiert damit auf dem höchsten Stand seit einem Jahr. In diesem Fahrwasser legten auch die europäischen und asiatischen Börsen kräftig zu. Dies hob die Stimmung der Investoren am Ölmarkt und lies damit die Ölpreise steigen.
Begünstigt wurde diese Entwicklung durch den sehr schwachen US-Dollar. In den letzten Wochen verlor die amerikanische Währung insbesondere zum Euro spürbar an Wert. Derzeit kostet ein Euro knapp 1,50 Dollar und damit so viel wie seit einem Jahr nicht mehr.
Die Schwäche der US-Währung verbilligt Rohöl für Investoren außerhalb des Dollarraums und stützt damit die Nachfrage nach Rohöl. Allerdings verweisen nicht wenige Experten auch auf Spekulationen am Ölmarkt. Viele Anleger setzen demnach darauf, dass der aktuelle Konjunkturoptimismus durch positive US-Unternehmenszahlen weiter geschürt wird.
Auf der anderen Seite sehen Ökonomen gerade in den Gründen für den jüngsten Ölpreisanstieg auch große Rückschlagsgefahren. So deute vieles darauf hin, dass der Dollar bald wieder bessere Zeiten sehen und aufgewertet werde, sagt Rohstoffexperte Frank Schallenberger von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Außerdem dürften es die Aktienmärkte schwer haben, ihre kräftigen Kursgewinne ohne weiteres zu verteidigen, warnt der Fachmann.
Darüber hinaus sprechen auch "hausgemachte" Faktoren an den Ölmärkten für eine Kurskorrektur. So gilt es als absehbar, dass die zuletzt rekordhohen Rohölimporte Chinas wieder zurückgehen.
"Vor diesem Hintergrund ist eine Korrektur des Ölpreises auf 65 Dollar bis zum Jahresende nicht unwahrscheinlich", sagt Schallenberger. Außerdem verweisen Experten seit Wochen auf die anhaltend hohen Lagerbestände an Rohöl und die vergleichsweise schwache Auslastung der Öl-Raffinerien.