Opel hat wieder einen Chef: Hoffnungsträger Neumann gestartet
Rüsselsheim (dpa) - Der angeschlagene Autobauer Opel hat einen neuen Steuermann: Der ehemalige VW-Manager und Ex-Conti-Chef Karl-Thomas Neumann hat am Freitag als Vorstandsvorsitzender der Adam Opel AG das Ruder in Rüsselsheim übernommen.
Als Willkommensgeschenk hatten sich tags zuvor Management und Arbeitnehmer auf einen Sparkurs geeinigt. Die gut 20 000 Beschäftigten in Deutschland verzichten bis 2015 auf die tarifliche Gehaltserhöhung. Gleichzeitig werden in Bochum von April an 700 Stellen abgebaut, die Autofertigung an dem Standort läuft 2016 aus.
Der Opel-Aufsichtsratsvorsitzende Steve Girsky hatte auf den Abschluss der Verhandlungen bis Ende Februar bestanden - auch damit der Ruf des neuen Hoffnungsträgers Neumann nicht sofort durch Sparmaßnahmen belastet wird. Neumann genießt in der Branche einen guten Ruf - den er mit seiner neuen Aufgabe bestätigen muss. Denn er hat einen harten Job vor sich: Unter seiner Führung soll Opel wieder profitabel werden - und zwar schon Mitte des Jahrzehnts.
Bei seiner Antrittsrede am Freitag im Stammwerk gab sich der Elektroingenieur siegessicher: „Ich bin nach Rüsselsheim gekommen, weil ich fest davon überzeugt bin: Wir werden es gemeinsam packen.“ Der im Herbst 2012 von Interims-Chef Thomas Sedran präsentierte Plan "Drive Opel 2022" sei eine sehr gute Basis: „Ich unterstütze ihn voll und ganz - und werde ihn weiter nach vorne treiben.“ Das Problem: Opel ist hauptsächlich in den kriselnden Märkten Europas unterwegs. Die Werke sind nicht ausgelastet, das Unternehmen fährt massive Verluste ein.
Um dennoch erfolgreich zu sein, will Opel nicht nur die Kosten senken, sondern auch auf Wachstum setzen, etwa in neuen Märkten und mit neuen Modellen. Das Ziel: Mit Fahrzeugen wie dem City-Flitzer Adam oder dem kleinen Sportgeländewagen (SUV) Mokka soll Opel in bisher vernachlässigte Wachstums-Segmente vorstoßen und so den Absatz erhöhen. Im Frühjahr soll das Cabriolet Cascada folgen: Und Neumann lässt es sich nicht nehmen, das Fahrzeug kommende Woche persönlich auf der Automesse in Genf vorzustellen. Das wird der erste öffentliche Auftritt des früheren Conti-Chefs für Opel sein.
GM-Boss Dan Akerson glaubt jedenfalls fest an den erfolgreichen Neustart mit Neumann. Nach der Ernennung des 51-Jährigen zum Vorstandsvorsitzenden sagte er: „Diese Entscheidung stellt sicher, dass wir mit dem bestmöglichen Führungsteam unseren Weg zu Profitabilität und Wachstum in Europa fortsetzen.“
Nicht umsonst hat die US-Mutter General Motors (GM) Neumann mit reichlich Macht ausgestattet: Er wird Aufsichtsratschef Steve Girsky als Präsident von GM Europa ablösen und auch anders als seine Vorgänger in den GM-Vorstand einziehen. Das Unternehmen betonte: „Er wird eine Schlüsselrolle in der weltweiten Führung von GM spielen.“