Opel: In Bochum droht ein Desaster
Nach dem Aus für das Opel-Werk gehen wohl 3700 Arbeitsplätze verloren. Betriebsratschef Einenkel ist in der Kritik.
Bochum. Der gebeutelten Stadt Bochum droht ein weiterer massiver Nackenschlag: Am Freitag wurde bekannt, dass das Logistikzentrum ebenso wie das Hauptwerk geschlossen wird. Zudem gebe es derzeit keine Perspektive, dass dort ein Getriebewerk entstehen könnte. Damit haben sich Hoffnungen zerschlagen, einen Teil der 3700 Arbeitsplätze zu erhalten.
Der Konzern reagierte damit auf die Weigerung der Belegschaft, für eine Verschiebung der Schließung der Autoproduktion von 2014 auf 2016 massive Lohnkürzungen zu akzeptieren. Mehr als 76 Prozent der Opelaner in Bochum hatten dies abgelehnt. Sie waren Betriebsratschef Rainer Einenkel gefolgt.
Der hatte in den vergangenen Monaten, getragen von der Mehrheit im Bochumer Betriebsrat, einen Kurs verfolgt, der bei den Arbeitnehmervertretern der anderen Opel-Werke und beim Gesamtbetriebsrat sowie bei der alle verbindenden Gewerkschaft IG Metall nur noch Kopfschütteln hervorrief. Der Opel-Mutterkonzern GM forderte Gehaltseinbußen von den Mitarbeitern, stellte dafür in Aussicht, die Produktion bis 2016 laufen zu lassen. Danach sollte es eine Weiterführung etwa der Logistiksparte sowie den Aufbau einer Komponentenfertigung geben, so das Angebot. Zudem erklärte sich GM bereit, zusammen mit der Stadt und dem Land den Werksstandort sinnvoll zu vermarkten.
Davon ist nach dem Nein der Belegschaft zunächst einmal nichts übrig geblieben. Im kommenden Jahr laufen die letzten Zafiras in Bochum vom Band, rund 3700 Mitarbeiter stehen vor dem Aus.
In den vergangenen Tagen gab es nun Gerüchte, Teile der Belegschaft würden eine neue Abstimmung über das GM-Angebot verlangen, weil sie sich nicht ausreichend über die Konsequenzen ihrer Ablehnung bewusst gewesen seien. Doch das hat sich wohl zerschlagen. Die Dinge in Bochum nehmen ihren Lauf, mit aller Konsequenz.
Steht ein solch großes Werk vor dem Aus, ist auch gleich die Politik im Spiel. Schließlich erwarten die Mitarbeiter, dass die Volksvertreter sich um ihre Belange kümmern. Im Landtag zollten nun Vertreter von SPD und CDU der Entscheidung der Belegschaft Respekt, gaben aber auch zum Ausdruck, dass eine andere Lösung vielleicht besser gewesen wäre.
Beim Opel-Gesamtbetriebsrat und bei der IG Metall sind Einenkel und seine Truppe jedenfalls isoliert. Dort spricht man von einem unverständlichen Alleingang der Bochumer. Das Aus für das Werk sei unvermeidlich gewesen.
Gerade umgekehrt ist die Argumentation in Bochum: „Wir sind von den anderen alleine gelassen worden“, sagte ein Betriebsratsmitglied unserer Zeitung. Die Gräben sind sehr tief.