Opel: Trennung von GM wird schwer
Die deutsche Tochter möchte Hilfen vom Staat. In der Bundesregierung wird diese Idee kontrovers diskutiert.
Berlin. Auch Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) schaltete sich bei Opel ein: Zur Rettung der Arbeitsplätze des Autobauers sollen nach den Worten des Vizekanzlers "alle Optionen" geprüft werden. Es könne nicht sein, dass die deutschen Opel-Standorte, die gut im Rennen seien, "unter den Fehlern des amerikanischen Mutterkonzerns General Motors leiden", sagte Steinmeier, der auch SPD-Kanzlerkandidat ist.
Angesichts der Planspiele über eine Staatsbeteiligung an dem Traditionsunternehmen bekommen seine Worte besondere Brisanz.
Voraussetzung für einen Einstieg des Staates bei Opel ist die Trennung vom schwer angeschlagenen GM-Konzern. Neben der SPD lassen auch die Grünen Sympathie für dieses Modell erkennen. "Es wäre tragisch, wenn ein Automobil-Dino wie GM ein modernes Unternehmen wie Opel in den Untergang reißen würde. In diesem Sonderfall sollte der Staat die Opel-Ablösung von GM unterstützen, etwa durch eine zeitlich befristete Minderheitsbeteiligung", sagte Grünen-Fraktionschef Fritz Kuhn dieser Zeitung.
Die CDU-Führung in Berlin knüpfte staatliche Hilfen für eine eigenständige Opel-Gruppe an ein tragfähiges Unternehmenskonzept. "Es muss ein Zukunftskonzept vorliegen, das deutlich macht, dass sich Opel Deutschland im Markt behaupten kann", sagte CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla.
Im Falle staatlicher Hilfen müsse auch sichergestellt sein, dass diese nicht beim Mutterkonzern GM landeten. Der CDU-Mittelstandspolitiker Michael Fuchs warnte dagegen eindringlich vorm Staatseinstieg. "Ich bin strikt gegen einen Einstieg des Staates bei Opel. Was machen wir denn, wenn morgen Ford oder BMW kommen? Der Staat kann das nicht leisten", sagte er.
GM-Europachef Carl-Peter Forster, Opel-Boss Hans Demant und Betriebsratsvorsitzender Klaus Franz sind seit Monaten in geheimer Mission bei deutschen Politikern unterwegs, um für eine Herauslösung von Opel aus dem Mutterkonzern GM zu werben. In Detroit wird ihr Ansinnen kategorisch abgelehnt.
Eine Trennung der Familienbande von GM und Opel, die bereits seit 80 Jahren bestehen, wäre schwer. So entwickelt Opel in Rüsselsheim nicht nur die Modelle für die US-Mutter in Detroit, sondern Opelautos werden in den USA auch unter der Marke Saturn verkauft.
Bei einer Trennung würden allein die Einkünfte aus rund 1,5 Millionen verkauften Autos in Europa nicht ausreichen, um erfolgreich am Markt zu bleiben, glauben Insider. Schließlich bediene Opel den Massenmarkt und sei kein Premium- oder Sportwagenhersteller.
Dagegen empfiehlt inzwischen auch der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer den Börsengang von Opel Euro - allerdings ohne Saab und Chevrolet. Das würde GM die dringend benötigte Liquidität bringen, GM könnte einen Anteil von 30 bis 40 Prozent am neuen Autounternehmen behalten. Deutschland könnte als Gegenleistung für 1,8 Milliarden Euro an Bürgschaftsgeldern gegebenenfalls bei der neuen Gesellschaft einsteigen oder sich Vorverkaufsrechte sichern.
Um in den Genuss von Staatsbürgschaften zu kommen, muss Opel, wo es als Teil des GM-Konzerns nicht einmal ein eigenes Konto gibt, erst kapitalmarktfähig gemacht werden. Ohne Eigenständigkeit würden deutsche Steuergelder an GM fließen.