Penny bittet Rewe zur Kasse
Köln (dpa) - Bei der Sanierung des schwächelnden Discounters Penny muss der Handelsriese Rewe langen Atem beweisen. Die Billigtochter, die im vergangenen Jahr einen dreistelligen Millionenverlust einfuhr, wird laut Unternehmensplanung erst 2015 wieder schwarze Zahlen schreiben.
In der Bilanz des Mutterkonzerns Rewe hinterließ das Sorgenkind Penny tiefe Spuren: Der Jahresüberschuss sank 2011 um fast ein Fünftel auf etwa 300 Millionen Euro - und das, obwohl die Rewe- Supermärkte kräftig zulegten. Der Umsatz des Kölner Konzerns stieg um 3,4 Prozent auf den Rekordwert von 40,3 Milliarden Euro. Das geht aus der am Dienstag veröffentlichten Bilanz für das Jahr 2011 hervor.
Mit der Sanierung von Penny geht der Preiskampf bei Lebensmitteln in eine neue Runde: Der zweitgrößte deutsche Handelskonzern Rewe will den führenden Billiganbietern Aldi und Lidl Paroli bieten. „Wir können Discount“, sagte Rewe-Chef Alain Caparros. Eine Aufgabe der Discounttochter komme für den Konzern nicht in Frage. Der ehemalige Aldi-Manager geht davon aus, dass die Discounter insgesamt mit einem Marktanteil von rund 40 Prozent im Lebensmittelhandel ihren Höhepunkt noch nicht erreicht haben. Von ihnen sei noch einiges zu erwarten.
Zudem sollen die Rewe-Supermärkte ihr Preis-Image verbessern. 2011 hatten die konzerneigenen Filialen in Deutschland dank Preisaktionen, langen Öffnungszeiten und Modernisierungen ein Umsatzplus von fast 10 Prozent erzielt. In der untersten Preislage sollen die Supermärkte mit der Eigenmarke „Ja“ weiter Tiefstpreise bieten. Die Rewe hält nach Ansicht von Handelsexperten schon deshalb an Penny fest, weil sie mit der Discounttochter ein größeres Einkaufvolumen bei Lebensmitteln besitzt und damit günstigere Konditionen bei den Lieferanten bekommt.
„Wir haben die Kraft, einen Turnaround wie Penny in Deutschland zu stemmen und zugleich die erfolgreiche Entwicklung unserer Wachstumssparten mit unverminderter Dynamik voranzutreiben“, betonte Caparros. Rewe sei mit einem deutlichen Schuldenabbau auf 660 Millionen Euro und einem Eigenkapital von 4,7 Milliarden Euro für die Zukunft gerüstet. Für 2012 wurden die Investitionen um 200 Millionen auf 1,4 Milliarden Euro aufgestockt. So sollen viele Rewe-Supermärkte und Penny-Discountfilialen aufgemöbelt werden.
Der Umbau von Penny zeige erste Erfolge. Das Sorgenkind Penny Deutschland, der viertgrößte Discounter hinter Aldi, Lidl und Netto, steigerte den Umsatz 2011 leicht um 1,9 Prozent auf 6,66 Milliarden Euro. Dieser Aufwärtstrend bei den Erlösen habe sich 2012 mit einem Umsatzplus von über 7 Prozent in den ersten vier Monaten fortgesetzt. Zur Höhe des Verlustes von Penny machte der Rewe-Vorstand auch auf Nachfragen keine genauen Angaben. Laut Medienberichten betrug das Minus der Rewe-Tochter im vergangenen Jahr etwa 140 Millionen Euro.
Die Rewe-Touristiksparte um ITS und Jahn Reisen spürt aktuell einen deutlichen Nachfragerückgang bei Buchungen für Griechenland von 30 Prozent. „Damit liegen wir noch gut“, sagte Rewe-Touristik-Chef Norbert Fiebig. Als Gründe würden vermutet, dass es in der Folge von Streiks zu Einschränkungen im Service kommen könnte. Außerdem gebe es zuweilen die Befürchtung, dass man angesichts der Schuldendebatte als Deutscher unhöflich behandelt werden könnte. Dagegen seien andere Reiseziele stärker gefragt, insbesondere die Türkei.
Rewe werde Zukäufe im Lebensmittel- und Touristikbereich prüfen, sagte Caparros. Schwerpunkt sei allerdings ein Wachstum aus eigener Kraft. Der Rewe-Chef wies Spekulationen über eine Trennung von der Elektronikkette ProMarkt zurück. „Das ist und bleibt ein Gerücht.“ Rewe habe bei den Toom-Baummärkte gezeigt, dass der Konzern schwächelnde Töchter wieder auf Kurs bringen könne. „In jeder Familie gibt es kranke Kinder und wir haben ein paar kranke Kinder.“ Das sei auch bei anderen Handelskonzernen so.
Die Rewe-Gruppe inklusive der selbstständigen Kaufleute hat rund 323 000 Mitarbeiter, davon zwei Drittel in Deutschland. 2011 seien europaweit knapp 10 000 neue Arbeitsplätze geschaffen worden.