Pfizer blitzt mit „endgültigem“ Angebot bei AstraZeneca ab
London/New York (dpa) - Der britisch-schwedische Pharmakonzern AstraZeneca hat ein neues und angeblich letztes Übernahmeangebot seines Konkurrenten Pfizer abgelehnt.
Die US-Amerikaner, die schon seit Januar um AstraZeneca warben, hatten zuletzt 69,4 Milliarden Pfund (85,4 Mrd Euro) auf den Tisch gelegt. „Wir haben Pfizers letztes Angebot zurückgewiesen, weil es unzureichend ist und große Risiken für Aktionäre bedeuten würde“, teilte AstraZenecas Verwaltungsratschef Leif Johansson am Montag in London mit.
Die Übernahme wäre die teuerste durch ein ausländisches Unternehmen in der britischen Wirtschaftsgeschichte gewesen. „Das verbesserte Angebot ist endgültig und kann nicht erhöht werden“, hatte Pfizer am Sonntagabend in New York erklärt. Auf den Versuch einer feindlichen Übernahme will der Viagra-Hersteller verzichten. Dabei würden die Amerikaner sich direkt an die AstraZeneca-Aktionäre wenden.
Das Angebot der Amerikaner hätte „ernste Folgen“ für die Mitarbeiter und die Biowissenschaften im Vereinigten Königreich, in Schweden und den USA bedeutet, ließ Johansson mitteilen. Den Amerikanern sei es vor allem darum gegangen, Kosten zu senken und Steuern zu sparen - eine überzeugende Strategie hätten sie nicht vorgelegt. Pfizer-Chef Ian Read hatte gegenüber britischen Parlamentariern eingeräumt, dass Jobs verloren gehen würden. In Großbritannien hatte es deswegen Kritik an den Übernahmeplänen gegeben.
Pfizer steht wegen des ablaufenden Patentschutzes für einige seiner Verkaufsschlager wie den Blutfettsenker Lipitor und das Potenzmittel Viagra unter Zugzwang. Der Konzern hatte im Januar 59 Milliarden Pfund geboten und Anfang Mai dann 63 Milliarden Pfund. Dabei sollen die Aktionäre von AstraZeneca einen Teil der Summe in bar bekommen und den Rest in Pfizer-Aktien. Den Baranteil hatten die Amerikaner zuletzt auf 45 Prozent erhöht. Pfizer bot für eine AstraZeneca-Aktie jetzt zusammengenommen 55 Pfund - vergeblich.
Die Pharmabranche erlebt derzeit eine Übernahmewelle ungekannten Ausmaßes. Grund sind neben auslaufenden Patenten auch teure Neuentwicklungen, ein hoher Konkurrenzdruck und eine günstige Finanzierung durch die niedrigen Zinssätze. So kauft Bayer für gut zehn Milliarden Euro dem US-Konzern Merck & Co. das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten ab.