Pfleiderer-Aktionäre stimmen Rettung zu

München (dpa) - Die Aktionäre des Holzverarbeiters Pfleiderer haben dem Rettungskonzept zugestimmt. 93,4 Prozent des anwesenden Kapitals hätten ihr Einverständnis erklärt, teilte ein Sprecher am Donnerstagabend in München mit.

Damit ist die Gefahr einer Insolvenz für das Unternehmen aus der Oberpfalz zunächst gebannt. Der Abstimmung vorausgegangen waren stundenlange harte Diskussionen bei einer außerordentlichen Hauptversammlung. Zahlreiche Kleinanleger hatten bis zum Schluss vehement gegen den Plan gewettert, der die Übernahme der Kontrolle über das Unternehmen durch Banken und Hedgefonds vorsieht. Die Aktionäre werden praktisch enteignet.

Den Ausschlag gab schließlich die Zustimmung des Großaktionärs One Equity Partners (OEP) mit rund 23 Prozent Anteil sowie weiterer Anleger mit größeren Aktienpaketen. Für die Verabschiedung des Rettungskonzepts waren 75 Prozent Ja-Stimmen des anwesenden Aktienkapitals nötig. Mehrere Kleinanleger kündigten Klage gegen den Beschluss an. Pfleiderer-Vertreter zeigten sich allerdings zuversichtlich, dass diese vor Gericht wenig Chancen hätten.

Nach den Sanierungsplänen soll der Anteil der Aktionäre am Konzern auf 0,8 Prozent sinken. Erst nach einer geplanten Kapitalerhöhung sollen sie für 5,11 Euro je Aktie neue Papiere erwerben können. Am Donnerstagnachmittag waren Pfleiderer-Aktien 45 Cent wert. Vor allem die vom Vorstand vorangetriebene USA-Expansion kurz vor der dortigen Subprime-Krise hatte das Unternehmen in den Abgrund gerissen.

„Jede geordnete Insolvenz muss besser sein“, hatte Jochen Knoesel, Vorstand des Vereins zur Förderung der Aktionärsdemokratie, eingewandt. Auch mit Rücksicht auf die insgesamt 5000 Mitarbeiter, davon 800 am Stammsitz in Neumarkt in der Oberpfalz, sei ein Insolvenzverfahren besser als „ein Vorgehen nach dem Willen der Heuschrecken“.

Auch Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) stimmte dagegen. Applaus erhielten sämtliche Redner, die Beraterkosten von rund 50 Millionen Euro kritisierten und Vorstandschef Hans Overdiek zum Rücktritt aufriefen.

Der Umzugsunternehmer und Pfleiderer-Aktionär Klaus Zapf, der in der Vergangenheit mit Klagen gegen Aktiengesellschaften für Aufsehen gesorgt hatte, und andere Redner befürchteten, dass die Hedgefonds die Firma zerschlagen und die Teile meistbietend verkaufen könnten. „Es kann ja nicht sein, dass wir Hedgefonds sponsern“, sagte Zapf.

Laut vorliegendem Konzept sollen die US-Sparte sowie die im Allgäu ansässige Tochter Thermopal verkauft werden. Nach Auskunft des für die Restrukturierung engagierten Vorstands Hans-Joachim Ziems gibt es für die US-Werke bereits Interessenten. Der Verkauf von Thermopal mit rund 450 Mitarbeiter soll laut Ziems einen Betrag im mittleren zweistelligen Millionenbetrag bringen.

Die Verschuldung des Unternehmens beträgt derzeit das 20-fache des für 2011 erwarteten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Banken und Hedgefonds hatten im Vorfeld auf Forderungen in Höhe von 380 Millionen Euro verzichtet und weitere Kredite in Aussicht gestellt. Anleger einer sogenannten Hybridanleihe hatten Pfleiderer im Juni 330 Millionen erlassen. Nach einer Klage vor dem Landgericht in Frankfurt am Main ist dieser Beschluss allerdings noch nicht rechtsgültig.