Piloten kämpfen für Vorruhestand

Laut Cockpit sind die Berufsbelastungen im Alter zu hoch. Die Lufthansa hat dagegen vor allem die Kosten im Blick.

Foto: KAI PFAFFENBACH

Frankfurt. Die Vereinigung Cockpit (VC) hat ein Problem. Es muss den meisten Arbeitnehmern wie ein Märchen vorkommen, dass gesunde Piloten mit einem Jahreseinkommen von 250 000 Euro weitgehend selbst entscheiden können, wann sie in den von Lufthansa lukrativ gepolsterten Vorruhestand gehen. Das Einkommen sinkt im Vorruhestand zwar schon wegen des Wegfalls der Zulagen auf die Hälfte, doch auch die beträgt noch rund das Dreifache des Durchschnittsverdienstes eines deutschen Vollzeitbeschäftigten.

„Man kann einen Piloten nicht ins Cockpit zwingen, der sich nicht fit fühlt“, sagt der VC-Präsident Ilja Schulz. Die Belastungen im Alter seien hoch, Mitarbeiter müssten vorzeitig ausscheiden können und trotzdem eine gesicherte Altersversorgung haben. Für dieses Ziel sind die VC-Piloten bereit, der Lufthansa den bislang heftigsten Streik ihrer Geschichte zuzufügen. Das Unternehmen sieht allerdings kein Sicherheitsproblem, wenn künftig ältere Piloten in den Cockpits sitzen.

Lufthansa-Streik: Flugzeuge bleiben am Boden - Einigung nicht in Sicht
13 Bilder

Lufthansa-Streik: Flugzeuge bleiben am Boden - Einigung nicht in Sicht

13 Bilder

Mit dem Streik stellt sich die Gewerkschaft gegen den Kurs des scheidenden Lufthansa-Chefs Christoph Franz, der mit seinem Sparprogramm „Score“ den operativen Gewinn im Jahr 2015 auf 2,65 Milliarden Euro schrauben will — das 3,5-Fache des jetzigen Wertes. Besonders erbost die Piloten die Dividende von 45 Cent, die Aktionäre für das magere Geschäftsjahr 2013 erhalten sollen. VC-Chef Schulz stellt die Machtfrage: „Unsere Übergangsversorgung steht nicht zur Verfügung, um die Renditeansprüche von Aktionären zu bezahlen.“

Gleichwohl gehört die Deutsche Lufthansa AG mit ihrem stolzen 30 Milliarden-Euro-Umsatz zu den renditeschwächsten Konzernen im Dax. Das liegt an der scharfen Konkurrenz am Himmel: Billigflieger wie Easyjet und Ryanair oder staatlich gestützte Angreifer-Airlines wie Turkish oder Emirates drücken auf die Margen.

Lufthansa beziffert ihre Pensionsverpflichtungen zum Jahresende 2012 im Inland auf gut elf Milliarden Euro. 40 Prozent sind davon für die Piloten reserviert, die aber nur zehn Prozent der Belegschaft ausmachen. Lufthansa belastet mit ihren Plänen vor allem künftige Piloten-Generationen. Die sollen zwar auch ein bisschen früher gehen dürfen, aber bereits während ihres Berufslebens das Kapital dafür mit ansparen. Doch auch diese „Generationenspaltung“ will VC nicht mitmachen.

Der Konzern will nicht nur den Piloten zu Leibe rücken: Allen Lufthanseaten wurden ab 2014 die Betriebsrenten aufgekündigt — jetzt soll neu verhandelt werden.

“ Analyse S. 2

Mehr Fotos im Online-Angebot unserer Zeitung