Pilotenvereinigung Cockpit: „Der Kredit ist nur ein erster Schritt“

Angesichts des Insolvenzantrags von Air Berlin fordert der Vorstand der Pilotenvereinigung Cockpit, Markus Wahl, im Interview mit unserer Zeitung rasch ein Gesamtkonzept, um Arbeitsplätze zu sichern.

Lufthansa hat Interesse an Air Berlin.

Foto: dpa

Berlin. Angesichts des Insolvenzantrags von Air Berlin fordert der Vorstand der Pilotenvereinigung Cockpit, Markus Wahl, rasch ein Gesamtkonzept, um Arbeitsplätze zu sichern. Nicht auszuschließen seien negative Effekte im Flugbetrieb, so Wahl im Gespräch mit unserer Redaktion.

F: Herr Wahl, was raten Sie jetzt Kunden von Air Berlin?

A:
Passagiere, die in den nächsten Tagen einen Urlaubs- oder Businessflug gebucht haben, sollten sich genau informieren, ob der Flug auch wie geplant stattfindet. Ganz grundsätzlich kann ich nur dafür werben, dass die Kunden der Fluggesellschaft ihr Vertrauen schenken. Immerhin steht mit der Bundesregierung ein potenter Kreditgeber im Hintergrund, so dass es erstmal weitergehen kann. Ohne Kunden wird Air Berlin mit Sicherheit nicht überleben.

F: Air Berlin hat zuletzt schon nicht mit planmäßigem Abheben geglänzt. Wie realistisch ist es da, dass es keine Beeinträchtigung des Flugbetriebes geben wird?

A:
Das stimmt. Es hat viele Unregelmäßigkeiten gegeben. Und zu sagen, dass es überhaupt keinen Effekt geben wird und einfach so weitergeht wie bisher, halte ich für unrealistisch. Aber es ist das richtige Signal, dies möglichst geordnet zu versuchen.

F: Der Brückenkredit der Regierung soll der Airline drei Monate helfen. Was dann?

A:
Erstmal ist es gut, dass es diesen Kredit gibt. Das sichert die Fortführung des Flugbetriebes. Das ist aber nur ein erster Schritt. Air Berlin braucht dringend ein Konzept, wie das Unternehmen dann langfristig in geordnete Bahnen geführt werden soll. Soweit sind wir noch nicht. Aber das muss das Ziel sein. Wir als Cockpit stehen für Gespräche zur Verfügung. Weil wir wollen, dass die Arbeitsplätze in Deutschland erhalten bleiben.

F: Wie bewerten Sie in dem Zusammenhang das Interesse der Lufthansa am Kauf von Teilen der Air Berlin-Gruppe?

A:
Das kann nur Teil der Gesamtstrategie sein, um den Fortbestand des Unternehmens und damit die Arbeitsplätze zu sichern. Die Hauptursache für das Debakel liegt ja in falschen strategischen Weichenstellungen und Managemententscheidungen, die bereits viele Jahre zurückliegen. Da muss noch einiges für die Zukunft aufgearbeitet werden.

F: Können Sie den Mitarbeitern von Air Berlin Hoffnung machen?

A:
Wenn der Arbeitgeber Insolvenz anmeldet, ist der Schock bei den Arbeitnehmern und die Angst vor der Zukunft groß. Durch den Brückenkredit gibt es zumindest einen Lichtblick für die Mitarbeiter. Aber er ist eben keine dauerhafte Lösung. Deswegen muss rasch ein zukunftsfähiges Konstrukt gefunden werden, damit die Arbeitsplätze erhalten bleiben.