Plädoyer für Unternehmertum
Ökonomen fordern eine neue Haftungskultur.
Düsseldorf. Haben Wirtschafts- und Finanzkrise Verantwortliche, Politiker und Manager zum Umdenken gebracht? Nein, dieses Fazit zogen am Mittwoch 100 Teilnehmer des IV.Röpke-Forums, das die Handwerkskammer Düsseldorf und der Nordrhein-Westfälische Handwerkstag gemeinsam mit dem Bund Katholischer Unternehmer ausgerichtet haben.
"Bei der Haftungs-Kultur in den Chefetagen von Kapitalgesellschaften und Banken lassen sich kaum Veränderungen beobachten", so die Einschätzung der 16 Ökonomen, die unter der Überschrift "Eigentümerverantwortung in der Sozialen Marktwirtschaft" referierten.
"Wir erleben eine Erosion der Verantwortungskultur, weil zu viele glauben, dass im Notfall jemand anderer zahlt. Wir brauchen eine Renaissance der Verantwortungskultur, wie sie für den persönlich haftenden Unternehmer selbstverständlich ist", machte Handwerkskammerpräsident Wolfgang Schulhoff zum Auftakt deutlich.
Erich Weede, Professor am Institut für politische Wissenschaften und Soziologie der Universität Bonn, forderte mehr Eigentümer-Unternehmer: "Liegen Leitung und Eigentum nicht in einer Hand, sinkt die Hemmschwelle gegenüber riskanten Entscheidungen." Der Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel nannte den Chef des Bekleidungsunternehmens Trigema, Wolfgang Grupp, als positives Beispiel. Dieser hatte am Mittwoch angekündigt, künftig mit seinem gesamten privaten Vermögen zu haften.
Einig waren sich die Referenten, dass es in solchen Fällen steuerliche Vorteile geben sollte - das hieße, Gewinne von Kapitalgesellschaften höher zu besteuern als Gewinne von Personengesellschaften. "Es ist absurd, dass zur Zeit das Gegenteil passiert", sagte Thomas Köster, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf.