Preiskampf am Getränkeregal
Handelsketten unterbieten sich beim Verkauf von Cola, Pepsi und Co.. Aldi sieht dabei immer wieder alt aus.
Essen/Düsseldorf. Gute Zeiten für Cola-Fans: Im deutschen Einzelhandel ist ein regelrechter Preiskampf um die braune Brause entbrannt. Fast jeden Tag sind Coca-Cola, Pepsi und Co. irgendwo zum Schnäppchentarif im Angebot. Der harte Wettbewerb könnte nach Ansicht eines Branchenkenners am Ende sogar einen der mächtigsten Spieler zu einem Überdenken seiner Strategie zwingen.
In dieser Woche ist es Deutschlands zweitgrößter Lebensmittelhändler Rewe, der Aldi vorführt. Die Supermarktkette bietet die 1,5-Liter-Flasche Coca-Cola in vielen Märkten für 95 Cent an — umgerechnet also für 63 Cent je Liter. Damit sind die Kölner deutlich billiger als Deutschlands größter Discounter. Denn dort kostet die Cola derzeit 71 Cent je Liter.
In der vergangenen Woche war es ausgerechnet der Rivale Lidl, der den Marktführer noch drastischer unterbot und die Limonade für 56 Cent pro Liter offerierte. Das ist nicht gut für Aldis Preisimage.
Doch nicht nur Coca-Cola ist betroffen. Längst spürt auch der Konkurrent Pepsi den Preisdruck im Handel. Der Coca-Cola-Rivale wird zurzeit vom Discounter Netto für 40 Cent je Liter verkauft. „Der Preiskampf senkt das gesamte Preisniveau“, urteilt der Handelsexperte Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.
Dabei ist es gerade einmal ein Jahr her, dass Aldi Coca-Cola in sein Sortiment aufnahm. Schon damals fürchteten viele im Handel eine Preisschlacht und atmeten auf, als der Discounter mit einem vergleichsweise hohen Preis von 99 Cent für die 1,25-Liter-Flasche — oder 79 Cent je Liter — in den Markt einstieg.
Doch war die Versuchung für die Wettbewerber offenbar groß, sich auf Kosten des Marktführers zu profilieren. Immer wieder unterboten sie in den folgenden Monaten die Preise des Discount-Riesen — bis Aldi der Kragen platzte und das Unternehmen Anfang November den Preis für Cola um zehn Cent reduzierte.
Falls dies als Machtwort gedacht war, das die Konkurrenz einschüchtern sollte, so ist der Plan aber gescheitert. Denn auch danach gingen die Nadelstiche unvermindert weiter. Möglicherweise müsse Discount-Marktführer Aldi nun angesichts des anhaltenden Preiskampfes seine Strategie überdenken, glaubt der Handelsexperte Matthias Queck vom Frankfurter Beratungsunternehmen Planet Retail.
„Aldi setzt bisher auf eine Dauerpreis-Strategie, während die Konkurrenz immer wieder wichtige Marken wie Cola im Sonderangebot verkauft. Das untergräbt das Billig-Image“, sagt Queck. „Es stellt sich die Frage, ob Aldi nicht künftig auch mehr mit Preisaktionen arbeiten muss.“ Es wäre ein anderer Aldi, als die Verbraucher ihn kennen.
Der Discounter selbst schweigt dazu. Zu unternehmensstrategischen Entscheidungen gebe man keine Auskunft, heißt es bei Aldi Süd auf Anfrage. Beispiele für ein solches Vorgehen gibt es allerdings bereits bei einigen Aldi-Auslandstöchtern, wie Queck berichtet.