Niederlande von S&P herabgestuft
Den Haag/Brüssel (dpa) - Die Kreditwürdigkeit der Niederlande ist am Freitag von der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) von „AAA“ auf „AA+“ herabgestuft worden.
Deutschland, Finnland und Luxemburg sind damit die einzigen verbliebenen Euroländer mit der Bestnote des dreifachen „A“. Der niederländische Finanzminister Jeroen Dijsselbloem, der auch Vorsitzender der Eurogruppe ist, zeigte sich enttäuscht. Die Märkte reagierten kaum.
S&P begründete die Herabstufung der Niederlande mit dürftigen Konjunkturaussichten. 2014 erwarte man ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von nur 0,5 Prozent und einen langsamen Anstieg auf 1,5 Prozent im Jahr 2016. Die tatsächliche Wirtschaftsleistung werde erst 2017 das Niveau von 2008 wieder erreicht haben. Die reduzierten Staatsausgaben - Dijsselbloem hatte im August ein Sparpaket in Höhe von 6 Milliarden Euro beschließen lassen - hätten das Wachstum beeinträchtigt.
„Natürlich ist die Herabstufung enttäuschend“, sagte der Sozialdemokrat Dijsselbloem. „Ich erwarte aber keine Auswirkungen auf die Zinsen.“ Der Markt habe diese Entwicklung bereits erwartet. „Die Niederlande bleiben eines der kreditwürdigsten Länder der Welt“, sagte er. Die beiden anderen großen Ratingagenturen Fitch und Moody's hätten zudem erst kürzlich den Spitzenstatus der Niederlande bestätigt. „Natürlich hätten wir gern das "AAA"-Rating behalten. Und wenn das Wachstum wieder in Gang kommt, dann können wir wieder zu einem "AAA"-Land werden“, meinte Dijsselbloem.
In den Niederlanden reagierten die Märkte praktisch nicht auf die Nachricht über das verschlechterte S&P-Rating. Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen blieben so gut wie unverändert bei rund 2,02 Prozent. Der Amsterdamer Börsenindex AEX blieb mit 397 Punkten ebenfalls völlig einbeeindruckt.
„Das hat man davon, wenn man die Steuern um Milliarden erhöht“, höhnte dagegen der Rechtspopulist Geert Wilders gegen den rechtsliberalen Ministerpräsidenten Mark Rutte. „Vielen Dank, Mark: Das ist kein Aufschwung, sondern der Abriss der Niederlande.“
Der Amsterdamer Wirtschaftswissenschaftler Arnoud Boot meinte: „Ich möchte fast sagen, dass die Niederlande sich schämen müssen. Die Ratingagenturen sehen sich unsere Hypothekenschulden, das enttäuschende Wachstum und die steigende Arbeitslosigkeit an. So etwas muss man ernst nehmen.“ Sein Kollege Sylvester Eijffinger von der Universität Tilburg sprach von „einem Signal, dass die Regierung auf dem falschen Weg ist“: Einsparungen führten zu mangelhaftem Wachstum, die politische „Instabilität“ der Niederlande verhindere wichtige Reformen.
Weltweit haben noch 13 Länder die Höchstnote von S&P. Viele davon sind wie Hongkong, Liechtenstein oder Singapur kleine Nationen, die nur in geringem Volumen Staatsanleihen ausgeben. Von den G20-Ländern haben derzeit Australien, Deutschland, Großbritannien und Kanada bei S&P das „AAA“.
Etwas optimistischer als zuletzt äußerte sich die Ratingagentur zu den hoch verschuldeten Euroländern Spanien und Zypern. Die Note für den kleinen Inselstaat wurde leicht angehoben. Spanien droht zumindest so schnell keine weitere Abstufung - der Ausblick wurde auf „stabil“ angehoben. S&P hatte die Note für Spanien vor etwas mehr als einem Jahr um zwei Noten auf „BBB-“ gesenkt. Damit ist das südeuropäische Land nur noch einen Schritt vom sogenannten Ramschniveau entfernt.