„Gekommen, um zu bleiben“ Primark expandiert in weitere deutsche Städte
Münster (dpa) - T-Shirts für 2,50 Euro, Sweatshirts für 6 Euro, Jeans für 8 Euro: Der Textil-Discounter Primark hat in den vergangenen Jahren die Preise für Bekleidung noch einmal ins Rutschen gebracht.
Mit Erfolg: Während viele traditionelle Modehändler ihre Geschäfte schließen mussten, bilden sich in den Innenstädten lange Schlangen von Kauflustigen, wenn das irische Unternehmen wieder einmal einen neuen Laden eröffnet. Doch unumstritten ist das Geschäftsmodell nicht.
„Die Kleidung von Primark müsste gesellschaftlich genauso geächtet sein wie Käfigeier“, meint die Greenpeace Textilexpertin Kirsten Brodde. Denn das Unternehmen stehe für immensen Ressourcenverschleiß. Was Billigmode angehe, treibe Primark auf die Spitze, was H&M und die Discounter begonnen hätten. „Man kann nirgendwo anders so viele Klamotten für so wenig Geld kaufen“, meint Brodde. Bekleidung werde damit zum Wegwerfprodukt.
Primark-Deutschland-Chef Wolfgang Krogmann weist das allerdings für die Primark-Produkte entschieden zurück. „Sie sind gemacht, um lange zu halten.“ Er habe persönlich auch „keinen Sinn für Wegwerfmentalität“, meint der Manager. „Ich kann nicht verstehen, dass man einfach Dinge wegschmeißt. Ich bin anders groß geworden.“ Das vermittle er auch seinen Kindern.
Bei den deutschen Verbrauchern kommt das Primark-Konzept jedenfalls gut an. Der irische Händler hat in den letzen acht Jahren aus dem Nichts eine Kette von 22 Läden aufgebaut. Dafür habe Primark „einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag“ investiert. „Wir sind gekommen, um zu bleiben“, sagte Krogmann.
Und der Textildiscounter will weiter wachsen. Allein in den nächsten zwölf Monaten sollen fünf neue Geschäfte in Bielefeld, Münster, Stuttgart, Ingolstadt und München eröffnet werden, wie Krogmann ankündigt. Genaue Zahlen zum Umsatz oder zum Ergebnis in Deutschland nennt der Manager nicht, doch betont er, Primark schreibe trotz des zügigen Wachstums schwarze Zahlen.
Bei der weiteren Expansion hat das Unternehmen vor allem Städte mit „deutlich mehr als 150 000 Einwohnern“ im Blick. Einen Primark-Online-Shop soll es dagegen auch weiterhin nicht geben. Primark arbeite mit einer sehr geringen Gewinnspanne, sagte Krogmann. Dies erlaube einfach nicht, Waren zu versenden und wieder zurückzunehmen.
Mit seiner Billigstrategie ist der irische Textilhändler nach einem aktuellen Ranking des Branchenfachblatts „Textilwirtschaft“ inzwischen unter die zehn größten Modemarken-Anbieter Europas aufgestiegen, hinter dem Zara-Mutterkonzern Inditex und H&M, aber vor C&A und weit vor KiK.
Dass inzwischen auch die deutschen Discount-Giganten Aldi und Lidl versuchen, sich ein größeres Stück vom Markt für Billig-Textilien abzuschneiden, beobachtet der Primark-Chef aufmerksam. Schließlich haben sich die Lebensmitteldiscounter dafür mit Heidi Klum und der Sängerin Anastacia prominente Werbeikonen als Unterstützung geholt. Primark will auf derartige Werbeauftritte aber auch in Zukunft verzichten. „Prominente können wir uns nicht leisten“, meint er. „Wir machen keine Werbung.“