Quelle-Erbin Schickedanz will Milliarden
Quelle-Erbin fühlt sich von Oppenheim bei Geldanlagen betrogen.
Köln. Im Milliarden-Streit zwischen Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz und dem Bankhaus Sal. Oppenheim beginnt am Dienstag in Köln der Zivilprozess. Schickedanz verlangt von früheren Verantwortlichen der einst größten europäischen Privatbank und dem Unternehmer Josef Esch Schadenersatz. Insgesamt fordere die 69-Jährige von 14 Beklagten 1,9 Milliarden Euro, sagte der Sprecher des Landgerichts, Dirk Eßer.
Schickedanz hatte sich in großem Stil am Handelskonzern Arcandor — früher KarstadtQuelle — beteiligt, der 2009 zusammenbrach. Es gibt laut Gerichtssprecher aber auch mehrere Widerklagen, die von Schickedanz eine dreistellige Millionensumme verlangen. Nach Auskunft ihres Anwalts Stefan Homann wird Schickedanz am Dienstag nicht selbst vor Gericht erscheinen.
Durch die Arcandor-Insolvenz hatte Schickedanz, die einst zu den reichsten Deutschen gehörte, fast ihr gesamtes Vermögen verloren. Nun fordert sie Schadensersatz, auch vom Immobilienentwickler Esch.
Ihre Begründung: Sie sei falsch beraten worden. Schickedanz hatte dem Gerichtssprecher zufolge ein hohes Darlehen mittelbar von Sal. Oppenheim erhalten. Dieses Geld wollte sie anlegen, und zwar nach eigener Aussage konservativ. Tatsächlich aber habe Sal. Oppenheim riskante Anlagen gewählt. Deshalb fordert Schickedanz nun 1,3 Milliarden Euro Schadensersatz.
Schickedanz will mit ihrer Klage außerdem die gerichtliche Feststellung erreichen, dass die von ihr gegebenen Sicherheiten für das Darlehen in Höhe von rund 600 Millionen Euro nicht angetastet werden. „So kommt man auf den Streitwert von 1,9 Milliarden Euro“, erklärte Eßer.
Die Beschuldigten haben die Vorwürfe bereits über ihre Sprecher zurückgewiesen. Sal. Oppenheim war nach Fehlspekulationen und Milliardenverlusten 2009 fast kollabiert und gehört seit 2010 zur Deutschen Bank.
Teil des komplexen Streitfalls sind auch mehrere Widerklagen. Fünf Personen — gegen alle richtet sich Schickedanz’ Klage — verlangen ihrerseits in Summe fast 300 Millionen Euro von Schickedanz. Unter den Widerklägern sind Christopher Freiherr von Oppenheim — einer der früheren persönlich haftenden Gesellschafter — und die Ehefrau von Matthias Graf von Krockow, der Sprecher und ebenfalls persönlich haftender Gesellschafter war.
Die Widerkläger hatten laut Gerichtssprecher persönlich für Kreditnehmerin Schickedanz gebürgt und mussten mit Darlehensrückzahlungen für sie einspringen. Das Geld wollen sie nun zurück. Hinzu kommt noch eine Widerklage der Bank.