Ratingagenturen drohen USA und Großbritannien

New York/London (dpa) - Weiterer Warnschuss für die USA: Nach Standard & Poor's (S&P) und Moody's hat auch die dritte große Ratingagentur Fitch eine Herabstufung der US-Bonität in Betracht gezogen.

Moody's drohte überdies auch dem von der Bankenkrise gezeichneten Großbritannien mit einer Aberkennung des Topratings.

Sollte der Kongress in Washington es bis Anfang August nicht schaffen, die gesetzliche Schuldenobergrenze für den Haushalt zu erhöhen, könnte dies eine Abwertung zur Folge haben, schrieb das Unternehmen in einem am Mittwoch veröffentlichten Report.

Konkret würde man die Kreditwürdigkeit der USA von der Bestnote „AAA“ auf „B+“ ändern. Fitch begründete den Schritt ähnlich wie die Konkurrenten: Könnten sich die Parteien nicht auf den als Routine geltenden Schritt einigen, würde das eine Regierungskrise bedeuten. Theoretisch würde der erste Zahlungsausfall der USA in der Geschichte drohen - mit möglicherweise dramatischen Konsequenzen auf den Finanzmärkten.

Die USA müssen bis zum 2. August die Grenze von derzeit 14,3 Billionen Dollar (9,79 Billionen Euro) deutlich anheben, um zahlungsfähig zu bleiben. Das Land hatte die Latte eigentlich schon Mitte Mai gerissen, bleibt aber nach den Worten von Finanzminister Timothy Geithner durch „außergewöhnliche Maßnahmen“ flüssig.

Sollte das britische Wirtschaftswachstum schwach bleiben und die Regierung ihre Konsolidierungsziele verfehlen, könnte Londons Bestnote von „Aaa“ gefährdet sein. Das sagte Moody's-Analystin Sarah Carlson der Nachrichtenagentur „Market News International“ am Mittwoch. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte erst am Montag die Wachstumsprognose für Großbritannien in diesem Jahr von 1,7 auf 1,5 Prozent des Bruttoinlandesproduktes zurückgenommen. Andere Experten nahmen drastischere Kürzungen vor. Das britische Pfund fiel am Mittwoch gegenüber dem Euro und dem US-Dollar nach der Moody's-Ankündigung deutlich zurück, erholte sich aber wieder.

Moody's hatte bereits den USA mit einer Herabstufung ihrer Kreditwürdigkeit gedroht. Trotz der Drohung bleibt aber der Ausblick für die Bonität Großbritanniens laut Moody's vorerst weiterhin „stabil“. Damit droht offiziell noch keine Herabstufung durch die Agentur.

Die schwächeren Wachstumsaussichten alleine gefährdeten noch nicht unmittelbar das Rating, sagte die Moody's-Expertin. Sollte die Regierung jedoch bei ihren Haushaltsanstrengungen nachlassen, könnte das Rating nicht mehr angemessen sein. Die Sparpläne der Regierung für die nächsten Jahre seien sehr weitgehend und daher eine politische Herausforderung.

Großbritannien sitzt nach Angaben der Nationalen Statistikbehörde derzeit auf einem Schuldenberg von 1,1 Billionen Pfund, 76,1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Das Haushaltsdefizit betrug zuletzt 10,1 Prozent. Das Land will in den nächsten Jahren mehr als 80 Milliarden Pfund einsparen, um die schwerwiegenden Langzeitfolgen der Finanz- und Wirtschaftskrise in den Griff zu bekommen.

Mit den Sparmaßnahmen gehen aber auch zehntausende Arbeitsplätze und damit Kaufkraft verloren. Erst am Mittwoch kündigte der größte Altenheimbetreiber in Großbritannien die Streichung von 3000 Stellen an. Noch schlimmere Kürzungen drohen etwa bei Polizei und Kommunen. Die Regierung steht deshalb unter massivem Druck. Jüngster Hinweis darauf war zuletzt das Zurückrudern von Premierminister David Cameron bei einer geplanten Reform des Gesundheitswesens.

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