Reallöhne in Deutschland steigen weiter - auch 2013
Wiesbaden (dpa) - Deutschlands Arbeitnehmer haben 2012 erneut ihre Einkommen auch nach Abzug der Inflation steigern können.
Bereits im dritten Jahr in Folge sind damit in der größten Volkswirtschaft Europas im Schnitt die Reallöhne gestiegen, wie das Statistische Bundesamt auf der Grundlage vorläufiger Zahlen berichtete.
Auch in diesem Jahr ist gegen den gesamteuropäischen Trend mit einem weiteren Lohnplus zu rechnen. Laut der Auswertung lagen die Brutto-Lohnzuwächse mit 2,6 Prozent um 0,6 Punkte über der Inflationsrate von 2,0 Prozent. Die Brutto-Entgelte sind vor allem zum Jahresende hin stärker gestiegen als die Verbraucherpreise. In den Jahren 2010 und 2011 hatte der Reallohnzuwachs zum jeweiligen Vorjahr 1,5 und dann 1,0 Prozent betragen.
Auch im laufenden Jahr ist mit einer ähnlichen Lohnentwicklung vom um die drei Prozent zu rechnen, wie führende Forschungsinstitute prognostiziert haben. Das WSI-Tarifarchiv der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung rechnet anhand der bereits vereinbarten Tariferhöhungen und der noch anstehenden Tarifverhandlungen inklusive der Schlüsselbranche Metall- und Elektroindustrie mit einer ähnlichen Entwicklung der Tariflöhne wie im Vorjahr. Sie hatten laut WSI-Daten 2012 um 0,7 Prozent stärker zugelegt als die Inflation.
Damit setzt sich die Entwicklung der überdurchschnittlich steigenden Arbeitskosten in Deutschland fort. Im dritten Quartal 2012 waren die Kosten pro Stunde in Deutschland mit 3,3 Prozent deutlich schneller gestiegen als in der Eurozone mit 2,0 Prozent. In Krisenländern wie Italien oder Spanien fielen die Zuwächse weit schwächer aus, so dass im Vergleich ihre Wettbewerbsfähigkeit ansteigt.
Die Entwicklung in der exportstarken deutschen Wirtschaft ist auch zu einem guten Teil auf Nachholeffekte zurückzuführen: Bis 2010 hinkte die Entwicklung der deutschen Löhne deutlich hinter den meisten anderen europäischen Staaten hinterher und trug ihren Teil zur deutschen Wettbewerbsfähigkeit bei.
Die aktuelle Entwicklung könnte auf lange Sicht Ungleichgewichte in der Eurozone beseitigen, erklären Ökonomen des gewerkschaftsnahen Instituts IMK: „Um die Leistungsbilanzungleichgewichte im Euroraum schneller abzubauen und die Anpassung in den Krisenländern zu erleichtern, müssten die deutschen Löhne über etliche Jahre um mehr als drei Prozent zulegen.“
Allerdings können sich steigende Löhne auch wiederum auf die Höhe der Inflation auswirken, so dass eine Spirale entsteht. Der genaue Zusammenhang ist aber von verschiedenen Faktoren wie den Erwartungen und der Investitionspolitik der Unternehmen, der Konsumbereitschaft der Verbraucher und der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) abhängig.