Reallöhne in Deutschland steigen wieder deutlich
Wiesbaden (dpa) - Deutschlands Arbeitnehmer können sich in der nächsten Zeit mehr leisten, denn ihre Gehälter steigen schneller als die Verbraucherpreise.
Das Statistische Bundesamt stellte für das dritte Quartal 2014 den stärksten Anstieg der Reallöhne seit drei Jahren fest und rechnet wegen der anhaltend niedrigen Inflation auch für das Gesamtjahr mit einem deutlichen Plus. An den grundsätzlichen Bedingungen dürfte sich auch im kommenden Jahr nichts ändern.
Im dritten Quartal 2014 lagen die realen Löhne um 1,8 Prozent über dem Niveau des Vorjahres, wie die Statistiker am Montag in Wiesbaden mitteilten. So kräftig hatte die Kennzahl, die sich aus dem Bruttoentgelt abzüglich der Preissteigerung errechnet, seit dem zweiten Quartal 2011 (+1,9 Prozent) nicht mehr zugelegt.
Das reale Plus ist vor allem der niedrigen Inflation zu verdanken: Die Verbraucherpreise legten in dem Zeitraum nur um 0,8 Prozent zu, während die Nominallöhne im dritten Quartal 2014 um 2,6 Prozent höher waren als im Vorjahresquartal. Damit zeichnet sich ein deutlicher Reallohngewinn für das Gesamtjahr ab, berichtete das Bundesamt weiter. Nach neun Monaten ist ein Plus von 1,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum aufgelaufen.
Besonders die sinkenden Energiepreise drücken die Inflation: So reduzierte sich der Heizölpreis von seinem diesjährigen Höchststand von mehr als 84 Euro für 100 Liter auf rund 60 Euro. Die Benzinpreise mit Steuern gingen um 28 Cent je Liter zurück. Laut Mineralölwirtschaftsverband (MWV) sparten die Deutschen gegenüber 2013 schon insgesamt rund fünf Milliarden Euro an der Tankstelle.
Die niedrige Inflation wird nach Einschätzung von Experten auch im kommenden Jahr anhalten. Dafür spricht auch ein sinkender Strompreis: Nach 14 Jahren mit insgesamt steigenden Preisen senken viele Versorger Anfang 2015 erstmals wieder die Preise.
Nach einer Marktübersicht des Vergleichsportals Check24 haben insgesamt 321 Grundversorger für das erste Quartal 2015 Preissenkungen angekündigt. Rund 16 Millionen Haushalte können sich demnach über billigeren Strom freuen. Durchschnittlich müssen diese Stromkunden künftig 2,4 Prozent weniger für die Energie aus der Steckdose bezahlen.
Seit 2010 steigen die Reallöhne in Deutschland relativ kontinuierlich, mit einer kleinen Delle im vergangenen Jahr. Da gab es wegen gestrichener Prämien und Boni einen leichten Reallohnverlust von 0,1 Prozent. Die Tariflöhne waren derweil weiter gestiegen.
Grundsätzlich verteuern höhere Reallöhne die Produktion von Exportgütern, schaffen aber auf der anderen Seite bei einer weiter guten Entwicklung des Arbeitsmarkts auch die Grundlage für einen stärkeren privaten Konsum.
Ein vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer verdiente in Deutschland im dritten Quartal 2014 ohne Sonderzahlungen durchschnittlich 3541 Euro brutto im Monat. Die höchsten Durchschnittsverdienste gab es bei Banken und Versicherungen mit 4723 Euro sowie im Bereich Information und Kommunikation mit 4675 Euro. Der niedrigste Bruttomonatsverdienst wurde im Schnitt im Gastgewerbe mit 2119 Euro gezahlt.