Reiseriese Thomas Cook stopft Finanzierungslücke
Peterborough (dpa) - Der angeschlagene Reiseveranstalter Thomas Cook (Neckermann Reisen, Fluggesellschaft Condor) hat mit neuen Krediten über 200 Millionen Pfund (232 Mio Euro) seine Finanzierungslücke gestopft.
Banken unter der Führung von Barclays, Royal Bank of Scotland und Unicredit hätten die benötigte Summe zugesagt, teilte das Unternehmen in der Nacht zum Samstag im britischen Peterborough mit.
„Wir haben die Zukunft des Unternehmens gesichert“, sagte Vorstandschef Sam Weihagen am Samstag. „Das war die Übereinkunft, nach der wir gesucht hatten.“ Die Geschäfte gingen jetzt normal weiter. Gemeinsam mit den Banken werden die Strategie ständig überprüft. Das Schließen von Reisebüros in Großbritannien schloss Weihagen nicht aus. „Wir brauchen Büros, die profitabel sind“, sagte er. Es gebe auch Gespräche über den Verkauf von Hotels in Spanien.
Das Unternehmen hatte bereits in der Nacht angekündigt, dass die zuletzt bewilligte Kreditlinie von 100 Millionen britischen Pfund durch zusätzliche Mittel von 200 Millionen Pfund mit einer Laufzeit bis Ende April 2013 ersetzt werde. „Dadurch wird die Stabilität der Finanzlage der Gruppe erheblich gestärkt“, hieß es in der Mitteilung.
Im Gegenzug erhalten die Banken Kaufoptionen, die es ihnen erlauben, bis 2015 Thomas-Cook-Aktien zum jetzigen Kursniveau zu erwerben. Dazu stehen neue Anteilsscheine im Volumen von 4,9 Prozent des jetzigen Grundkapitals bereit. Es sei jedoch nicht vorgesehen, dass Bankenvertreter Posten im Verwaltungsrat von Thomas Cook erhalten, sagte Weihagen.
Die Aktie des Tui-Konkurrenten hatte am Dienstag drei Viertel ihres Werts verloren, nachdem der Konzern wegen Finanzproblemen die Veröffentlichung der Jahresbilanz verschoben hatte. Diese soll nun am 12. Dezember nachgeholt werden. Das Geschäftsjahr des Unternehmens war bereits im September zu Ende gegangen.
Thomas Cook hat vor allem in Großbritannien mit einer schwachen Urlaubsnachfrage zu kämpfen. Außerdem brachen wegen der politischen Umbrüche in Nordafrika wichtige Teile des Geschäfts weg. Seit die Schwierigkeiten des Unternehmens Mitte der Woche publik geworden waren, seien die Buchungen in Großbritannien nochmals um 30 Prozent zurückgegangen, sagte Weihagen. „Das war zu erwarten“, sagte er.