Rentnern bleibt immer weniger
Frühere Generationen konnten vom Altersgeld gut leben. Heute geht das oft nicht mehr.
Düsseldorf. Der Stadt Düsseldorf geht es finanziell gut. Doch daraus zu schließen, dass es auch ihren älteren Bewohnern gutgehe, wäre ein Trugschluss. Das beweist der neue Rentenreport des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) NRW, in dem erstmals die Rentenhöhen nicht nur für das Land, sondern auch für die Kreise und kreisfreien Städte ausgewertet werden.
So bekommen Männer, die 2013 erstmals eine Rente bezogen haben, in Olpe oder Wesel mehr als 1100 Euro monatlich, während der Wert für männliche Düsseldorfer Neurentner nur bei knapp 881 Euro liegt.
Bei den Frauen ist die Situation zum Teil umgekehrt. Die Düsseldorferinnen und Bonnerinnen beziehen im Landesschnitt mit 604 beziehungsweise 620 Euro die höchsten Renten, während Neurentnerinnen im Kreis Borken mit im Schnitt 388 Euro Schlusslicht sind.
Zur Erklärung führt der DGB an: Dort, wo es eine starke industrielle Basis gibt, sind die Renten zumindest für Männer tendenziell höher als in Regionen, die vor allem durch Verwaltung und Dienstleistungen geprägt sind.
Gerade im industriellen Bereich seien von den Gewerkschaften ausgehandelte Tarifverträge an der Tagesordnung, die zu höheren Gehältern und dann auch zu höheren Renten führen. Ein Blick in das vom Chemiegiganten Bayer geprägte Leverkusen bestätigt das. Hier beziehen männliche Neurentner im Schnitt 1014 Euro Rente monatlich.
Sabine Graf, stellvertretende Vorsitzende des DGB NRW, analysiert: „Der Abbau von Industriekulturen, die zunehmende Tarifflucht vieler Unternehmen und die Deregulierung des Arbeitsmarktes lassen befürchten, dass die künftigen Rentner in diesen Regionen mit niedrigeren Zahlungen auskommen müssen.“
Graf betont, dass „vor allem Niedriglöhne dafür verantwortlich sind, dass Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet haben, im Alter trotzdem auf staatliche Leistungen angewiesen sind“. Die Gewerkschafterin erinnert an frühere Zeiten der 60er Jahre, als Rentner nach Abzug des Krankenversicherungsbeitrages mehr als 53 Prozent ihres durchschnittlichen Einkommens erhielten. Im Jahr 2000 waren es noch 48 Prozent und 2013 nur noch 45 Prozent. Es sei zu erwarten, dass sich dieser Trend noch fortsetze.
DGB-Landeschef Andreas Meyer-Lauber sieht zwar im Mindestlohn von 8,50 Euro einen wichtigen Schritt gegen Lohndumping. Allerdings reiche das nicht aus. Vor allem, so seine Forderung, müssten prekäre Arbeitsverhältnisse konsequent zurückgedrängt und Minijobs reformiert werden, indem ab dem ersten Euro Beträge an die Rentenkasse fällig würden. Gute Arbeit sei das sicherste Mittel gegen Altersarmut.