Rheinische Sparkassen strotzen vor Kraft
Der Gewinn der Sparkassen steigt, weil der sinkende Zinsüberschuss durch höhere Provisionen mehr als ausgeglichen wird. Die Zahl der Beschäftigten fällt.
Düsseldorf. Dass Geldhäuser auch in Zeiten anhaltend niedriger Zinsen noch glänzende Geschäfte machen können, zeigen die Zahlen der 31 Sparkassen im Rheinland für das vergangene Jahr. Trotz des „schwierigen Umfeldes“ blieb unter dem Strich ein Betriebsgewinn von 1,13 Milliarden Euro (plus 2,4 Prozent).
Laut Michael Breuer, Präsident des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes, entwickelte sich das provisionsabhängige Geschäft „erfreulich“. In Zahlen: Der Überschuss kletterte um 72 Millionen auf 1,05 Milliarden Euro. Offensichtlich ist es den Sparkassen gelungen, ihren Kunden Preisanhebungen bei Girokonten und anderen Dienstleistungen schmackhaft zu machen.
Im Gegensatz dazu ging der Zinsüberschuss um 2,1 Prozent auf 2,74 Milliarden Euro zurück. Auch das klassische Kreditgeschäft wirft bei den rheinischen Sparkassen also noch Profit ab. Das Kreditvolumen erhöhte sich um 1,5 Prozent auf den Rekordwert von 115 Milliarden Euro. Renner bei den Privatkunden waren Darlehen zur Finanzierung des Wohnungsbaus.
Überraschend stark ging die Zahl der Beschäftigten zurück. Sie sank bei den 31 Instituten um 3,4 Prozent auf 28.575 Mitarbeiter. „Dieser Abbau geschah verantwortungsvoll, sozialverträglich und durch natürliche Fluktuation“, wie Breuer betonte.
Dass die Geldhäuser weniger Mitarbeiter beschäftigen, hat auch mit einem veränderten Kundenverhalten zu tun. Bankgeschäfte werden zunehmend am heimischen Computer oder unterwegs mit dem Smartphone erledigt. Der Gang in die Filiale bleibt aus. Bereits 56,7 Prozent der Girokonten werden online geführt. Folge: Die Sparkassen dünnen ihr Netz aus. Kleine Geschäftsstellen, in denen es kaum noch Kunden gibt, werden in reine Selbstbedienungsfilialen umgewandelt oder geschlossen. Ende 2017 gab es bei den rheinischen Sparkassen nur noch 878 Filialen mit Beschäftigten, 84 weniger als zwölf Monate zuvor. Breuer stellte aber klar: „Die Filiale ist und bleibt wichtig. Es wird keinen Rückzug aus der Fläche geben.“
Deutliche Defizite hat der Verbandspräsident beim Thema Frauenförderung ausgemacht. Ein „Mehr an Frauen“ in Führungspositionen soll allerdings ohne Quote erreicht werden. Derzeit sind 61,2 Prozent aller Angestellten bei den Sparkassen Frauen. Bei den Vorständen beträgt deren Anteil aber nur sieben Prozent.
Fortschritte konnte Breuer bei der Fusion der Landesbausparkasse (LBS) West mit der LBS Schleswig-Holstein vermelden. Es sei eine entsprechende Absichtserklärung vereinbart worden, hieß es. Der Zusammenschluss soll noch in diesem Jahr über die Bühne gehen. Einen „personellen Kahlschlag“ werde es dabei nicht geben, betonte Breuer. Geplant sei, die „natürliche Fluktuation“ von Mitarbeitern zu nutzen. Die LBS West hat rund 600 Beschäftigte, das Nord-Institut ist mit 250 Mitarbeitern deutlich kleiner. Die West-Kasse ist bereits im Norden vertreten, 2015 hatte sie die Bremer LBS übernommen. Die Bausparkassen stehen wegen der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank stark unter Druck. Sie versuchen, durch Fusionen Kosten zu senken.