Rolf Breuer und die Bürde eines einzigen Satzes

Rolf Breuer, Ex-Chef der Deutschen Bank, wird am Samstag 75 Jahre alt. Seine kritische Aussage über Leo Kirch verfolgt ihn bis heute.

Frankfurt. Mancher Beobachter nennt ihn schlicht den „Verfolgten“: Rolf Breuer, einst Chef der Deutschen Bank, muss sich noch immer mit dem Kirch-Erbe herumschlagen. Heute wird aber gefeiert: Breuer wird 75. Ein einziger Satz verfolgt ihn. „Was alles man darüber lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen“, sagte der damalige Chef der Deutschen Bank im Februar 2002 in einem Interview über das Medienimperium des Leo Kirch.

Wird Breuers Aussage gut zehn Jahre nach der Pleite des weit verzweigten Kirch-Konzerns und mehr als ein Jahr nach Kirchs Tod „einer der teuersten lockeren Sprüche, die man je in einem Interview gehört hat“, wie mancher Aktionärsschützer befürchtet? Im Prozess um Schadenersatz in Milliardenhöhe hatte das Oberlandesgericht München kürzlich angedeutet, dass sich die Waage zugunsten des Kirch-Lagers neigen könnte.

„Ich hätte nie gedacht, dass eine zutreffende Bemerkung, die ja nur wiedergab, was längst in der Öffentlichkeit bekannt war, so einen juristischen Rachefeldzug auslöst“, räumte Breuer Jahre nach dem verhängnisvollen Interview ein. „Lästig ist das schon. Aber ich wache nachts nicht auf und denke: Herr Kirch, Herr Kirch.“

Gleichwohl hatte sich der Vater dreier Kinder seinen Ruhestand sicher anders vorgestellt, als in Gerichtssälen um seine Reputation zu kämpfen. In seiner Wahlheimat Frankfurt tanzt der gebürtige Bonner immer noch auf vielen Hochzeiten. Braun gebrannt und stets mit Einstecktuch im edlen Anzug präsentiert sich der Musik- und Kunstliebhaber als Gentleman.

Als Breuer 1997 Vorstandssprecher der Deutschen Bank wurde, übernahm er ein auf Deutschland bezogenes Institut. Sein Name steht für den Aufstieg des Konzerns in die erste Liga der Welt und den Ausbau des Finanzplatzes Frankfurt.

Eine der größten Niederlagen des „Mr. Finanzplatz“ war das Scheitern der Fusion von Deutscher Bank und Dresdner Bank im Frühjahr 2000. Auch sein Engagement als Aufsichtsratschef der Deutschen Börse nahm ein unrühmliches Ende: Kritische Großanleger torpedierten 2005 erfolgreich die Übernahme der Londoner Börse LSE und drängten Breuer und Börsenchef Werner Seifert aus dem Amt.