RTL-Aktie knickt nach Gewinneinbruch ein

Luxemburg (dpa) - Wegen schwacher Geschäfte in Frankreich und einer neuen Werbesteuer in Ungarn hat der Fernsehkonzern RTL nach einem Gewinneinbruch seine Prognose zusammengestrichen.

Das Unternehmen erwartet jetzt einen „leichten“ Umsatzrückgang in diesem Jahr. Der operative Gewinn (Ebita) soll deutlich stärker sinken, wie die größte werbefinanzierte Sendergruppe Europas am Donnerstag in Luxemburg mitteilte. Bislang hatte das Unternehmen weitgehend stabile Ergebnisse in Aussicht gestellt. Anleger reagierten verstimmt.

Die Aktie des im MDax notierten Konzerns knickte in der ersten Handelsstunde um mehr als 7 Prozent ein - auch weil die Zwischendividende geringer ausfällt als im Vorjahr. Im September bekommen Aktionäre für einen Anteilsschein 2 Euro überwiesen, vor einem Jahr waren es noch 2,50 Euro.

Im ersten Halbjahr gingen die Umsätze verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 2,5 Prozent auf knapp 2,7 Milliarden Euro zurück. Der operative Gewinn sackte um 6 Prozent auf 519 Millionen Euro ab. Unter dem Strich brach der Überschuss sogar um mehr als die Hälfte auf 202 Millionen Euro ein. Das lag vor allem an Abschreibungen von 88 Millionen Euro auf das Ungarn-Geschäft.

Die Abschreibung zeige den „schwerwiegenden Schaden“, der durch die neue Werbesteuer „mit ihrer konfiszierenden Wirkung“ verursacht werde, sagten die Co-Chefs Anke Schäferkordt und Guillaume de Posch. „Die überstürzte Einführung der Werbesteuer ist ein alarmierendes Zeichen für alle internationalen Investoren in Ungarn.“

Als Gewinnstütze erwies sich wieder einmal das Deutschland-Geschäft, das trotz der Fußball-Weltmeisterschaft bei der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz sein Ergebnis (Ebitda) um 2,3 Prozent auf 313 Millionen Euro steigerte. In den Benelux-Staaten ging es um 15,8 Prozent nach oben.

Dagegen verdiente die Frankreich-Tochter M6 elf Prozent weniger. Während die Werbeeinnahmen in allen RTL-Märkten zulegten, gingen sie in Frankreich zurück. Darin spiegelt sich laut RTL die schwierige wirtschaftliche Situation in dem Land wider. Einen kräftigen Gewinneinbruch gab es auch bei der Produktionssparte FremantleMedia. Der Bereich litt unter deutlich gesunkenen Verkaufserlösen, dem starken Euro und Einmalkosten.

Neben den Halbjahreszahlen äußerte sich Schäferkordt auch zum Start der US-Video-Plattform Netflix im September in Deutschland. Eigenproduktionen von Serien oder Spielfilmen werden nach ihrer Einschätzung für RTL langfristig immer wichtiger, um sich gegenüber den Internet-Anbietern abzusetzen.

Die Sender würden in Zukunft immer weniger exklusive Inhalte aus den USA anbieten können. „Der Mehrwert von US-Serien oder Spielfilmen für eine Programm-Marke ist dann nicht mehr gegeben.“ Netflix, wo Zuschauer sich die Filme herunterladen können, wann sie möchten, bereite ihr in Sachen Sehverhalten der RTL-Zuschauer aber keine Sorgen.