Beschäftigungsboom dauert an - Ausbildungsmarkt schwierig
Wiesbaden/Berlin (dpa) - Der robuste Arbeitsmarkt hat die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland auf den zweithöchsten Stand seit der Wiedervereinigung getrieben.
Im zweiten Quartal hatten nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes rund 42,5 Millionen Menschen ihren Arbeitsort in Deutschland. Das war nach Angaben vom Donnerstag zugleich der höchste Wert für ein zweites Vierteljahr seit Anfang der 1990er Jahre - trotz des jüngsten Konjunkturdämpfers. Mehr Erwerbstätige zählten die Statistiker nach revidierten Daten nur im Schlussquartal 2013 mit 42,6 Millionen.
Dagegen spitzt sich die Situation auf dem Ausbildungsmarkt zu. Nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) blieben im vergangenen Jahr 80 000 Ausbildungsplätze unbesetzt.
Die Schwierigkeiten, offene Lehrstellen zu vergeben, wirkten sich zunehmend auch auf Großbetriebe aus, sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer. Beklagt werde weiter die mangelnde Ausbildungsreife von Schulabgängern. Die Unzufriedenheit der Betriebe über nicht ausreichende Mathe- und Deutschkenntnisse steige deutlich. Vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres hieß es zugleich, für Jugendliche sei die Chance auf einen Ausbildungsplatz so gut wie nie.
Die demografische Entwicklung und der „Akademisierungstrend“ blieben ein Problem. In diesem Jahr haben laut DIHK 53 000 junge Leute weniger die Schulen verlassen als im Vorjahr. Im Jahr 2025 werde es nochmals 120 000 weniger Schulabgänger geben als 2014: „Zusätzlich ist der Run auf die Hochschulen ungebrochen.“ 2013 hätten rund 507 000 junge Menschen ein Studium begonnen, ein Drittel mehr als noch zehn Jahre zuvor. Als Folge kämpfe bereits heute mehr als jeder zweite Betrieb mit rückläufigen Bewerberzahlen.
Die Zahl der durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden je Erwerbstätigen sank nach Angaben des Statistischen Bundesamtes nach vorläufigen Berechnungen im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,2 Prozent auf 323,5 Stunden. Maßgeblichen Anteil daran hätten die geringere Anzahl an Arbeitstagen und der höhere Krankenstand im Vergleich zum Vorjahresquartal.