Russland-Krise setzt Brauereigiganten Carlsberg zu.
Amsterdam/Kopenhagen (dpa) - Die großen Bierbrauer spüren das rückläufige Russland-Geschäft.
Den dänischen Carlsberg-Konzern, die Nummer eins am russischen Biermarkt, trifft es hart. Seine Jahresprognose musste der weltweit viertgrößte Bierkonzern (Tuborg, Holsten, Astra) aus Kopenhagen deshalb kassieren.
Die niederländische Heineken-Gruppe konnte dagegen die Schwäche seiner Russland-Tochter auch wegen des Bierkonsums zur Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien mehr als ausgleichen.
So präsentierte sich die Bierwelt zwiegespalten: Heineken, die weltweit drittgrößte Brauereigruppe, fuhr dank steigender Absätze in Amerika, Westeuropa, Afrika und dem Nahen Osten im ersten Halbjahr einen unerwartet hohen operativen Gewinn ein, die Aktien zogen in Amsterdam zeitweise um über sechs Prozent an. Bei den Aktionären von Carlsberg dürfte weniger Feierlaune aufgekommen sein - in Kopenhagen rutschten ihre Papiere um knapp vier Prozent ab.
Der Konzernumsatz bei Heineken lag mit 10,2 Milliarden Euro zwar wegen Verkäufen und Wechselkurseffekten etwas unter dem Wert aus dem Vorjahreszeitraum. Aus eigener Kraft wäre der Erlös aber um fast fünf Prozent gestiegen, hieß es. Vor allem von höherpreisigen Marken wie Heineken, Amstel und Desperados konnte Heineken profitieren.
Im zweiten Halbjahr sollen die verkauften Mengen angesichts eines durchwachsenen wirtschaftlichen Umfeldes allerdings mit etwas weniger Tempo anziehen als in den ersten sechs Monaten. Dafür rechnet der Konzern jetzt nicht mehr mit so viel Belastung wegen des starken Euro.
Unter dem Strich stand mit 316 Millionen Euro etwas weniger Gewinn, das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten kletterte dagegen um fast 10 Prozent auf 1,45 Milliarden Euro. Das war deutlich mehr als von Analysten geschätzt.
Carlsberg dagegen kürzte seine Ziele beim operativen Ergebnis und beim Nettogewinn. In Russland dürfte der Markt statt wie bisher angepeilt nicht nur um einen mittleren einstelligen Prozentbetrag schrumpfen, sondern im hohen einstelligen Bereich. Vor Sondereffekten erwartet das Management beim Jahresgewinn nun weniger als im Vorjahr. Bislang hatten die Dänen mit einem kleinen Zuwachs gerechnet. Schuld sei die gedämpfte Konsumlust der Osteuropäer und der unsichere Ausblick für die Wirtschaftslage. In Osteuropa macht Carlsberg mehr als ein Viertel seines Umsatzes.
Dabei liefen die Geschäfte im zweiten Quartal besser als von Experten gedacht - vor Zinsen, Steuern und Einmaleffekten verdiente Carlsberg 3,6 Milliarden Dänische Kronen (483 Mio Euro), ein Plus von knapp sechs Prozent. Der Umsatz stieg um ein halbes Prozent auf 19,16 Milliarden Kronen, der Gewinn kletterte um fast sieben Prozent auf 2,21 Milliarden Kronen.