RWE-Chef hält am Atomkurs fest

Jürgen Großmann unbeeindruckt vom Trommelfeuer der Kritik.

Essen. Stürmische Zeiten für Jürgen Großmann: Nach der Atom-Katastrophe von Japan ist der Chef des Energieriesen RWE so heftig in die Kritik geraten wie kein anderer seiner Manager-Kollegen. Bei der RWE-Hauptversammlung musste sich Großmann am Mittwoch als „Rambo“ und „Dinosaurier“ beschimpfen lassen. Der Zwei-Meter-Mann zeigte sich unbeeindruckt. Er will am Atomkurs festhalten.

„Wir betreiben Kernkraftwerke. Und dazu stehen wir!“, betonte der RWE-Chef vor den mehr als 5000 Aktionären in der Essener Grugahalle. Von den Protesten der Kernkraftgegner wollte er sich nicht stören lassen. Mit Trillerpfeifen und Zwischenrufen hatten Demonstranten seine Rede gestört.

Mit der Klage des Konzerns gegen das Moratorium der Bundesregierung habe man eine Verpflichtung gegenüber den Aktionären erfüllt, unterstrich Großmann. „Das sind wir Ihnen, unseren Aktionären, schuldig.“ RWE hatte als einziger deutscher Atomkonzern eine Klage eingereicht.

Bei RWE stammten 2010 15 Prozent des betrieblichen Ergebnisses von 7,7 Milliarden Euro aus der Kernkraft. Somit lag der Ergebnisbeitrag aus der Kernenergie bei 1,16 Milliarden Euro. Durch die Abschaltung in Biblis stünden derzeit 44 Prozent der Leistung aus Atomkraft still.

Die zu erwartenden Ergebniseinbußen beziffert RWE auf einen dreistelligen Millionenbetrag. Pro Meiler fielen 30 Millionen Euro im Monat an Ergebnisbeitrag weg, Atomsteuer und Kosten für den Förderfonds nicht abgezogen.

Einige Aktionäre forderten Großmanns Rücktritt. Einem vorzeitigen Ausstieg aus seinem im September 2012 auslaufenden Vertrags erteilte er aber eine Absage: „Ich habe mich auf fünf Jahre verpflichtet und beabsichtige, das zu erfüllen.“ dpa