RWE prüft Ausstieg bei Gaspipeline-Projekt Nabucco
Essen (dpa) - Der Energieriese RWE erwägt wegen einer möglichen Verkleinerung des Gaspipeline-Projekts Nabucco einen Ausstieg aus dem Vorhaben. „Wir prüfen, ob unsere kommerziellen und strategischen Anforderungen an Nabucco weiterhin gewahrt bleiben“, sagte eine RWE-Sprecherin auf Anfrage.
Damit bestätigte sie einen entsprechenden Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“. In der ursprünglichen Form sei das Vorhaben nach wie vor die beste Lösung, betonte die Sprecherin.
Mit Nabucco will sich Europa unabhängiger machen von russischen Erdgaslieferungen. Nach den ursprünglichen Plänen sollte die Pipeline Erdgas aus den kaspischen Feldern in Zentralasien über die Türkei nach Österreich transportieren.
Nach dem Bericht des „Spiegel“ wachsen beim Essener Konzern aber die Zweifel an der Realisierbarkeit des Vorhabens. Führende Manager bereiteten Politiker in Berlin und Brüssel darauf vor, dass ein Rückzug aus dem Konsortium unmittelbar bevorstehen könnte. Eine abschließende Entscheidung sei bei RWE aber noch nicht gefallen, hieß es.
Die Hintergründe sind Verzögerungen und die Kostenexplosion bei Nabucco. Die ursprünglich geplante Kalkulation von rund 8 Milliarden Euro hätte sich inzwischen auf 15 Milliarden Euro fast verdoppelt. Nun ist eine Verkleinerung des Vorhabens im Gespräch. Es laufe auf eine pragmatisch machbare Lösung hinaus, wurde Ende April ein Sprecher des österreichischen Öl- und Gaskonzerns OMV zitiert.
Das Unternehmen hat in dem Nabucco-Konsortium die Federführung. Zu der Gruppe gehören neben RWE und OMV auch die türkische Botas, Bulgarian Energy und die rumänische Transgaz sowie der kommunale Gasversorger Bayerngas. Die ungarische MOL will für Nabucco keine Geld mehr bereitstellen und kündigte vor wenigen Wochen ihren Rückzug aus dem Vorhaben an.