RWE senkt Dividende drastisch und will Sparkurs forcieren

Essen (dpa) - Der Versorger RWE tritt weiter auf die Kostenbremse und kürzt die Gewinnbeteiligung für die Aktionäre drastisch. Für das laufende Jahr will der von der Energiewende gebeutelte Konzern nur noch einen Euro je Aktie als Dividende zahlen.

Damit werde die Ausschüttung halbiert, teilte das Unternehmen am Donnerstagabend mit. Zudem will der zweitgrößte deutsche Strom- und Gaskonzern nach Medieninformationen rund 3000 Stellen in seiner Kraftwerkssparte abbauen. Mit den Einschnitten reagiere RWE auf den Preisverfall an den Strombörsen, berichteten das „Handelsblatt“ und die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ (Donnerstag) übereinstimmend. Das Unternehmen wollte die Berichte auf dpa-Anfrage nicht kommentieren.

Laut „WAZ“ soll der Personalabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen. RWE setze vor allem auf Altersteilzeitmodelle. Der Konzernvorstand habe den zwischen den Arbeitnehmervertretern und dem Management der Sparte ausgearbeiteten Sozialplan aber noch nicht abgesegnet, hieß es im „Handelsblatt“.

Die Kraftwerkssparte des Essener Energieriesen leidet unter dem durch Solar- und Windenergie ausgelösten Verfall der Preise im Stromgroßhandel. Das hinterließ bereits im ersten Halbjahr deutliche Spuren in der Bilanz. Finanzvorstand Bernhard Günther hatte deshalb bereits im August signalisiert, es zeichne sich ab, dass das Unternehmen „künftig deutlich weniger Mitarbeiter“ beschäftigen werde.

Doch ist der laufende Personalabbau wohl nur ein Teil des Maßnahmenpakets mit dem der Konzern auf die Herausforderungen der Energiewende reagieren will. Nach „WAZ“-Informationen hat das Management außerdem eine dreijährige Nullrunde bei den Löhnen und Gehältern ins Gespräch gebracht. Der Konzern selbst wollte auch zu diesem Bericht nicht Stellung nehmen. Die Gewerkschaft Bau, Chemie, Energie reagierte allerdings aufgebracht. In einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung betonte sie, eine „Nullrunde kommt nicht in die Tüte“.

Die Aktionäre müssen sich auch künftig auf eine geringere Beteiligung einstellen. So sollen nur noch 40 bis 50 Prozent des nachhaltigen Nettoergebnisses als Dividende weitergegeben werden, wie RWE am Abend weiter mitteilte. Bisher hatte RWE 50 bis 60 Prozent in Aussicht gestellt.

„Es gibt keinen Zweifel daran, dass uns schwere Zeiten bevorstehen. Das müssen wir auch bei der Dividendenpolitik berücksichtigen“, sagte RWE-Chef Peter Terium. Er kündigte zudem an, dass die Sparanstrengungen verstärkt werden müssten. Details dazu sollen am 14. November bekanntgegeben werden.

Gleichwohl bekräftigte RWE seine Gewinnprognose für das laufende Jahr. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll weiter bei etwa 9 Milliarden Euro, das betriebliche Ergebnis bei 5,9 Milliarden Euro und das nachhaltige Nettoergebnis bei 2,4 Milliarden Euro liegen.