RWE setzt den Rotstift an
Der Konzern leidet unter der Energiewende. Bis 2016 sollen 6750 Stellen wegfallen.
Essen. Der Energieriese RWE startet angesichts stark schrumpfender Gewinne ein neues Sparprogramm und will jede zehnte Stelle streichen.
Konzernweit sollen bis 2016 weitere 6750 Stellen wegfallen, verlagert oder durch Verkauf abgegeben werden, davon allein 4750 in Deutschland, kündigte RWE-Personalchef Uwe Tigges anlässlich der Quartalsbilanz an. Verhandlungen müsse es auch über die Höhe der Gehälter der Mitarbeiter und der Führungskräfte geben.
Von 2011 bis Ende 2013 hat RWE bereits 6200 Stellen abgebaut oder durch Verkauf abgegeben. Der Personalstand beträgt aktuell 67 300 Vollzeitstellen (30. September). Er schrumpft damit nach Abschluss des neuen Programms auf rund 61 000. Betriebsbedingte Kündigungen sollen über eine konzerninterne Jobbörse, Altersteilzeit und die natürliche Fluktuation vermieden werden, hieß es. Eine Verlängerung des tariflichen Kündigungsschutzes, der bis Ende 2014 läuft, lehnt die Unternehmensspitze aber ab.
„Das Unternehmen geht durch ein Tal der Tränen“, sagte RWE-Chef Peter Terium. Das Sparprogramm soll ein Volumen von einer Milliarde Euro haben. Der Personalabbau verteilt sich auf die Kraftwerkssparte (2300 Stellen), die Zentralisierung von Querschnittsfunktionen mit dem Sparprogramm „RWE 2015“ (2400 Stellen) und den Verkauf der Ölfördertochter Dea (1400 Stellen). Gespart werden soll auch bei der Tochter für erneuerbare Energien. RWE baut derzeit eine zentrale Serviceeinheit im polnischen Krakau auf, die für den Konzern Rechnungen bearbeiten soll.
2013 wird das um Sondereffekte bereinigte nachhaltige Nettoergebnis des Versorgers noch einmal bei 2,4 Milliarden Euro liegen. Das entspricht dem Vorjahreswert. Das Unternehmen profitiert dabei vom Sondereffekt einer einmaligen Entschädigungszahlung des russischen Gasriesen Gazprom.
2014 rechnet RWE mit einem Absacken des Nettoergebnisses auf 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro. „Wir werden das Ergebnis des laufenden Jahres auf absehbare Zeit nicht mehr erreichen“, so Terium. RWE leidet wie die Branche unter dem stark gesunkenen Börsenstrompreis und geringer Auslastung der Gas- und Steinkohlekraftwerke.
„Wir wollen Beschäftigungssicherung bis mindestens Ende 2018“, sagte die Sprecherin des Verdi-Bundesverbandes, Martina Sönnichsen. „Eine Nullrunde gibt es mit uns auf keinen Fall.“ Auch die IG BCE reagierte mit Kritik: „Es kann nicht sein, dass die Beschäftigten die Zeche für eine verfehlte Konzernstrategie zu zahlen haben“, sagte IG-BCE-Vorstandsmitglied Peter Hausmann.