Saab gerät immer stärker in Not
Stockholm (dpa) - Der schwedische Autohersteller Saab gerät wegen unbezahlter Rechnungen unter zunehmenden Druck von Zulieferern. Wie die Ortsmedien berichteten, lag die Produktion im Stammwerk Trollhättan am Mittwoch wie schon am Vortag wegen fehlender Komponenten eines unzufriedenen Zulieferers still.
Der niederländische Saab-Eigner Victor Muller bestritt, dass sein Unternehmen in akuten Zahlungsproblemen steckt. „Saab hat aus existierenden und frei verfügbaren Quellen genügend Mittel, um den eigenen Liquiditätsansprüchen zu genügen“, hieß es in einer Erklärung der kleinen niederländischen Saab-Muttergesellschaft Spyker Cars.
Gleichzeitig allerdings teilte die schwedische Behörde für Staatskredite mit, dass der russische Finanzinvestor Wladimir Antonow eine Genehmigung zum Erwerb von Saab-Anteilen über 50 Millionen Euro beantragt hat. Diesen Betrag hatte er in der Vorwoche als Kapitalzufuhr für den kleinen Autohersteller angeboten.
Antonow ist Hauptfinanzier hinter Spyker und will seit längerem auch bei Saab einsteigen. Dies wurde aber bei der Übernahme durch Muller vom US-Konzern General Motors im letzten Jahr ausdrücklich für sechs Jahre ausgeschlossen. Antonow werden vom Geheimdienst CIA Verbindungen zu Mafia-Kreisen nachgesagt.
Im Wirtschaftsblatt „Resumé“ bestätigte Saabs bisherige Werbeagentur Low Brindfors, dass man die Zusammenarbeit nach mehr als zehn Jahren wegen ausgebliebener Zahlungen seit Dezember eingestellt habe. Das Logistik-Unternehmen DB Schenker teilte mit, dass man an Saab nur noch gegen Vorkasse liefere sowie teilweise Lieferungen als Sicherheit für bisher unbezahlte Rechnungen einbehalte.
Muller hatte das seit 20 Jahren fast chronisch mit Verlust laufende Unternehmen 2010 vom US-Konzern General Motors als Tochter seines kleinen Sportwagenunternehmens Spyker Cars übernommen. 2010 hat Spyker mit Saab einen Gesamtverlust von 218 Millionen Euro eingefahren.
In Trollhättan liefen im letzten Jahr nur 32 000 Wagen vom Band. Saab-Konzernchef Jan Åke Jonsson verkündete Ende letzter Woche überraschend seinen Rücktritt im Mai. Am Vortag war bekanntgeworden, dass der als neuer Finanz- und Vizekonzernchef verpflichtete Nils-Johan Andersson kurz vor seinem Amtsantritt wieder abgesprungen ist. Er machte ebenso wie Jonsson „persönliche Gründe“ geltend.