Siemens denkt an Milliarden-Zukäufe
Berlin/München (dpa) - Der Elektrokonzern Siemens will sich künftig auch durch gewichtige Zukäufe verstärken. „Wir trauen uns auch größere Akquisitionen im Milliardenbereich zu“, sagte Konzernchef Peter Löscher in einem Gespräch mit dem „Handelsblatt“ (Mittwoch).
Dabei denke er aber nicht an einen Kaufpreis in der Größenordnung einer VDO. Die Autozulieferersparte hatte der Dax-Konzern 2007 für mehr als elf Milliarden Euro an Continental verkauft.
In der Debatte um Atomstopp und Vormarsch der erneuerbaren Energien forderte der Siemens-Chef „Verlässlichkeit und Investitionssicherheit“. Zum Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland gehöre eine geeignete Netzinfrastruktur. „Es müssen 3400 Kilometer an neuen Stromnetzen gebaut werden - und zwar so, dass die Netze nicht erst in 20 Jahren verfügbar sind.“ Man müsse große Infrastrukturprojekte in der Bevölkerung diskutieren, aber dann seien Entscheidungen und Rechtssicherheit erforderlich - und die Umsetzung in überschaubarer Zeit. „Es darf nicht sein, dass jeder Mast umkämpft ist“, warnte Löscher.
Der 53-jährige Topmanager ließ in dem Interview durchblicken, dass er sich eine weitere Amtszeit als Siemens-Chef vorstellen könnte. „Das ist eine Entscheidung des Aufsichtsrats. Ich kann nur sagen, mir macht es noch genau so viel Spaß wie am ersten Tag“, sagte Löscher. Der Österreicher wurde 2007 auf den Chefsessel berufen, um nach dem Schmiergeldskandal den Konzern neu aufzustellen.
Siemens gehe es jetzt verstärkt um Zukunftstechnologie, Kunden und Märkte, sagte Löscher zum angekündigten Konzernumbau, bei dem in einem neuen vierten Sektor die Gebäude- und Infrastrukturtechnik gebündelt wird. Gleichzeitig wurde entschieden, die Lichtsparte Osram mehrheitlich an die Börse zu bringen. Der Börsengang dürfte mehrere Milliarden Euro in die Siemens-Kasse spülen. Wachstumschancen sieht Löscher bei den erneuerbaren Energien und Umwelttechnologien für die wachsenden Ballungszentren. Der Konzernumsatz soll in den kommenden Jahren von 76 Milliarden auf 100 Milliarden Euro steigen.