Schäuble sieht gefährliche Entwicklungen auf Immobilienmarkt
Berlin (dpa) - Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sieht die Lage auf dem Immobilienmarkt angesichts von Mini-Zinsen und hohen Preisen mit zunehmender Sorge.
Im Immobiliensektor gebe es Anzeichen für Preisentwicklungen, „die gefährlich sind“, sagte Schäuble nach einem Gespräch mit US-Finanzminister Jacob Lew. Die Warnungen der Bundesbank nehme er sehr ernst. Die Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) hätten einen Zeitgewinn gebracht, seien aber kein dauerhafter Ersatz für notwendige Strukturreformen. Europas Politiker müssten nun diesen Spielraum nutzen, den die Geldpolitik geschaffen habe. Klar sei aber auch: „Auf die Dauer ist das Maß an Liquidität zu groß und das Zinsniveau zu niedrig“, sagte Schäuble.
Die Bundesbank hatte in ihrem Monatsbericht Anfang der Woche davor gewarnt, dass Immobilien in deutschen Ballungsräumen derzeit viel zu teuer sind, zugleich aber die Gefahr einer Immobilienblase verneint. Zwar seien 2013 vermutlich mehr neue Wohneinheiten fertiggestellt worden als im Vorjahr. Das reiche aber nicht aus, um die Lage zu entspannen, hatten die Geldhüter erklärt. Die Preise für Wohnimmobilien hätten 2013 ihren kräftigen Aufwärtstrend mit praktisch unverändertem Tempo fortgesetzt. Insgesamt hält die Bundesbank die Immobilienpreise aber für angemessen. Die Gefahr einer Blasenbildung sehen die Experten nicht.
Auch der Ausschuss für Finanzstabilität, dem Spitzen des Finanzministeriums, der Bundesbank sowie der Finanzaufsicht Bafin angehören, war zu dem Schluss gekommen, dass in Deutschland derzeit keine Immobilienblase droht. Bisher sei noch keine Spirale aus Preiserhöhungen, steigender Verschuldung und Lockerung der Kreditbedingungen festzustellen, heißt es in dem ersten Jahresbericht der Stabilitätswächter an den Bundestag, der am Mittwoch bekanntwurde.
Die seit 2010 in Städten zu beobachtende allgemeine Preisdynamik habe sich verfestigt, aber nicht weiter beschleunigt. Das Wachstum der Wohnungsbaukredite an Privathaushalte habe sich ähnlich moderat entwickelt wie das der Immobilienkredite an inländische Unternehmen. Insgesamt gebe es noch keine destabilisierende Dynamik, stellt der 2013 gestartete Ausschuss fest.
„Großzügige finanzielle Rahmenbedingungen können generell den Nährboden für den Aufbau von Finanzstabilitätsrisiken am Wohnimmobilienmarkt bilden“, wird in dem Bericht hervorgehoben. Der Ausschuss werde die Entwicklung des Wohnimmobilienmarktes jedoch weiterhin sorgfältig beobachten. Das Gremium wurde eingerichtet, um früher sowie schlagkräftiger auf Fehlentwicklungen reagieren zu können. Der Bericht umfasst den Zeitraum bis Ende März 2014.