Schickedanz-Ehemann schildert „blindes Vertrauensverhältnis“
Köln (dpa) - Im Sal.-Oppenheim-Prozess hat ein wichtiger Zeuge den Immobilienmanager Josef Esch als den eigentlich Handelnden der noblen Privatbank beschrieben.
Esch habe versichert, dass in der Bank nichts passiere, was er nicht wolle, sagte Leo Herl, der Ehemann der Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz, vor dem Landgericht Köln.
„Herr Esch hatte die Aussage gemacht „Die Bank bin ich““, sagte Herl. Deshalb habe es für ihn keine Rolle gespielt, dass Esch in der Bank keine offizielle Funktion gehabt habe.
Die Verteidigung von Esch bestreitet, dass dieser so etwas wie die Graue Eminenz der Bank gewesen sei. „Josef Esch hatte keine Detailkenntnis der Strukturen des Bankhauses“, hatte sein Anwalt Eberhard Kempf im vergangenen Jahr gesagt. Esch sei von der Bank genau kontrolliert worden.
Herl entwarf im Zeugenstand ein anderes Bild. Ein Telefonat mit dem Bankchef Matthias Graf von Krockow habe Esch durchaus mal mit den Worten beenden können: „Matthias, das machen wir dann mal so!“ Zwischen seiner Frau Madeleine Schickedanz und ihrem Vermögensverwalter Esch habe ein „blindes Vertrauensverhältnis“ existiert, sagte Herl. „Meine Frau hat genauso wie ich blind unterschrieben, weil wir davon ausgegangen sind, dass alles zum Wohle meiner Frau war.“
Im Nachhinein müssten sie sich ihre Gutgläubigkeit vorwerfen. Herl sagte, sein größter Fehler sei vielleicht gewesen, dass er mit Blick auf Esch gedacht habe: „Das Wort des Kaufmanns gilt.“ Schickedanz selbst hatte in der vergangenen Woche schwere Vorwürfe gegen Esch und die Bank erhoben. Sie sei getäuscht und fehlgeleitet worden, sagte die 70-Jährige als Zeugin vor Gericht.
Die einstige Großaktionärin hatte immer wieder Geld in den Arcandor-Konzern gepumpt, auch mittels Darlehen von Sal. Oppenheim. Als Arcandor - ehemals Karstadt/Quelle - 2009 Insolvenz anmelden musste, standen sowohl Schickedanz als auch Sal. Oppenheim vor dem Ruin. Die Kölner Privatbank verlor ihre Selbstständigkeit und gehört seit 2010 in stark verkleinerter Form zur Deutschen Bank.
Herl beteuerte, seine Frau habe ihre Arcandor-Aktien lange vor der Insolvenz verkaufen wollen. „Josef, verkauf die Aktien!“, habe sie zu Esch gesagt. „Die Bitte meiner Frau zu verkaufen, stand im Grunde immer im Raum.“ Esch habe das aber abgelehnt und gesagt: „Wenn ich das jetzt tue - die in Köln bringen mich um, da kann ich mir gleich die Kugel geben.“ Eschs Anwälte bestreiten vehement, dass Schickedanz die Aktien verkaufen wollte.
Esch und die vier ehemaligen Chefs von Sal. Oppenheim müssen sich in Köln teils wegen Untreue in besonders schwerem Fall, teils wegen Beihilfe dazu verantworten. Alle fünf Angeklagten beteuern ihre Unschuld.