„Schienenkartell“: Ex-Bahnchef Mehdorn bestreitet Einmischung

Bochum (dpa) - Im Prozess um das sogenannte Schienenkartell hat Ex-Bahnchef Hartmut Mehdorn jegliche Beteiligung an der Vergabe von Aufträgen bestritten. „Ich hatte mit dem Tagesgeschäft Schienen überhaupt nichts zu tun“, sagte der 74-Jährige bei seiner Zeugenvernehmung vor dem Bochumer Landgericht.

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Er habe auch nicht dafür gesorgt, dass eine 2003 im Zusammenhang mit einem Korruptionsfall verhängte Vergabesperre gegen Thyssenkrupp wieder aufgehoben worden war. Das hatten andere Zeugen in dem Prozess behauptet.

Angeklagt sind zwei Ex-Bereichsvorstände von Thyssenkrupp, die jahrelang Liefermengen und Preise für Schienen mit konkurrierenden Herstellern zum Nachteil von Großkunden wie der Deutschen Bahn abgesprochen haben sollen. Das sogenannte Schienenkartell war im Jahr 2011 nach einen anonymen Hinweis aufgeflogen.

Mehdorn berichtete vor Gericht über Maßnahmen, bei der Bahn Bestechung zu verhindern. „Es ist uns auf die Nüsse gegangen, dauernd in der Zeitung zu lesen: Korruption bei der Deutschen Bahn. Deshalb haben wir versucht herauszufinden, wo die Leute geschummelt haben.“ Und das mit Erfolg. Heute sei die Bahn ein „relativ sauberes“ Unternehmen. Direkt eingemischt habe er sich aber nie. Alle Sanktionen hätten in der Hand der Innenrevision und des Vergabeausschusses gelegen.

An ein angebliches Telefonat mit dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden von Thyssenkrupp, Prof. Ekkehard Schulz, bei dem über die Aufhebung einer Vergabesperre gesprochen worden sein soll, könne er sich nicht erinnern. Rückblickend könne er auch keinen Grund für eine Intervention erkennen. Thyssenkrupp sei schließlich nur ein Lieferant gewesen - da habe man Alternativen gehabt. „Ich habe auf jeden Fall keine schlechten Nächte gehabt“, sagte Mehdorn den Richtern.

Hinweise auf unerlaubte Preisabsprachen bei Lieferanten will er in seiner aktiven Zeit bei der Deutschen Bahn nicht erhalten haben. „Ich habe von dem Schienenkartell erst aus der Zeitung erfahren.“