Bundesagentur meldet Stellenrekord
Nürnberg (dpa) - Die stabile Konjunktur und der wachsende Personalbedarf bei der Flüchtlingsbetreuung lassen die Zahl der offenen Stellen auf ein Rekordhoch steigen. Im August hätten Betriebe so viele Arbeitskräfte wie selten zuvor gesucht, berichtete die Bundesagentur für Arbeit.
Der monatlich errechnete Stellenindex BA-X stieg mit 219 Punkten auf einen Höchstwert - das sind zwei Punkte mehr als im Juli. Den Indikator gibt es seit Januar 2005.
Die absolute Zahl der offenen Stellen will die Bundesagentur erst mit den August-Arbeitslosenzahlen an diesem Mittwoch veröffentlichen. Im Juli waren bei den Arbeitsagenturen 674 000 offene Stellen gemeldet gewesen - 85 000 mehr als vor einem Jahr.
Gute Chancen haben Jobsucher der Bundesagentur zufolge derzeit vor allem im Gesundheits- und Sozialwesen. Zusätzliche Mitarbeiter suchten auch Industriebetriebe, Zeitarbeitsunternehmen und Firmendienstleister wie Werbeagenturen und Bewachungsunternehmen. Gestiegen ist der Mitarbeiterbedarf in öffentlichen Verwaltungen - nach Einschätzung der Bundesagentur eine Folge der wachsenden Aufgaben bei der Registrierung und Betreuung von Flüchtlingen.
Optimistisch zeigen sich derweil auch Volkswirte. Nach ihrer Einschätzung hat sich die Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt im August weiter verbessert. Zwar habe die Zahl der Erwerbslosen im Vergleich zum Vormonat leicht zugenommen - die übliche Sommerflaute mache sich in diesem Jahr jedoch weniger stark bemerkbar als in den Vorjahren, prognostizierten Volkswirte deutscher Großbanken in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur.
Rechne man die saisonüblichen Schwankungen heraus, sei die Zahl der Jobsucher sogar leicht zurückgegangen - wenn auch nicht mehr ganz so stark wie in den vergangenen Monaten. Die offiziellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit kommen an diesem Mittwoch.
Nach Berechnungen der Fachleute waren im August 2,683 Millionen Männer und Frauen ohne Arbeit. Das wären etwa 22 000 mehr als im Juli, aber rund 110 000 weniger als vor einem Jahr. In der Sommerpause zögern manche Unternehmen mit Einstellungen. Dies führt zur Jahresmitte regelmäßig zu steigenden Jobsucherzahlen. Auch finden manche nicht sofort übernommene Ausbildungsabsolventen erst im Frühherbst eine Anstellung.
Allmählich macht sich die wachsende Zahl von Flüchtlingen auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. „Die Auswirkungen sind derzeit aber geringer als man das noch vor einem halben Jahr erwartet hat“, sagte Allianz-Ökonom Rolf Schneider. Denn viele Zuwanderer steckten derzeit noch in Weiterbildungs-, Sprach- oder Qualifizierungskursen. Daher werde der Effekt auf den Arbeitsmarkt vermutlich erst im kommenden Jahr wirklich sichtbar. Ansonsten sei der deutsche Arbeitsmarkt weiterhin robust.