Nach "Team Wallraff"-Sendung Tank & Rast räumt Mängel an Raststätten ein

Bonn/Berlin (dpa) - Abgelaufene Wurst, alter Pudding und neue Etiketten auf alter Ware: Der Raststätten-Betreiber Tank & Rast hat nach einem TV-Bericht Qualitätsmängel an einigen Stationen eingeräumt und in vier Fällen auch Pächter von Raststätten abgemahnt.

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„Es wurden unmittelbar Sofortmaßnahmen ergriffen, um festgestellte Mängel abzustellen und die Einhaltung der klaren Qualitätsstandards und Hygienevorgaben sicherzustellen“, teilte das Unternehmen am Dienstag in Bonn mit. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) verlangte in einem RTL-Interview Aufklärung zu den Vorwürfen: „Wir wollen diese Woche auch das Ergebnis haben.“

Die RTL-Sendung „Team Wallraff“ hatte am Montag über monatelange verdeckte Recherchen auf Rasthöfen berichtet. Zwei Reporterinnen hatten dabei als Servicekräfte an verschiedenen Stationen heimlich Filmaufnahmen gemacht und unter anderem dokumentiert, wie abgelaufene Wurst verkauft wurde. Auf die Frage, was mit Wurstscheiben vom Frühstücksbuffet passieren solle, sagte ein Mitarbeiter: „Wir nehmen die Wurst noch mal für die Soljanka.“

Eine andere Servicekraft bemerkte über tagelang in der Auslage stehenden Pudding: „Es prüft keiner, wie lange die hier stehen. Aber das sieht man dann schon, wenn der blubbert.“ Obstsalat vom Vortag wurde demnach mit Zuckerwasser übergossen, um frisch auszusehen.

Tank & Rast ist der mit Abstand größte Anbieter in Deutschland und betreibt 390 der insgesamt rund 435 Autobahn-Raststätten. Einen Großteil davon verpachtet das Unternehmen an selbstständige Unternehmer. Anders als bei sogenannten Franchise-Systemen, wo die Partner etwa von McDonald's oder Burger King eng an die Kette gebunden sind, hätten die Tank & Rast-Partner größere Freiheiten bei der Führung ihrer Betriebe, sagte ein Sprecher.

Burger King war 2014 nach einem Bericht der RTL-Sendung wegen Hygieneverstößen und schlechten Arbeitsbedingungen bei einem Lizenznehmer in die Schlagzeilen geraten. Mehrere Filialen waren daraufhin zeitweise geschlossen.

Tank & Rast entstand durch die Privatisierung der einst staatseigenen Raststätten-Gesellschaften 1998. Die Grundstücke gehören weiter dem Bund, Tank & Rast hat eine Konzession für den Betrieb und muss dem Staat jährlich eine Abgabe dafür entrichten.

Dobrindt sagte, das Unternehmen trage die Verantwortung für die Behebung der Mängel. „Sie haben die Konzession für eine Reihe von Raststätten. Und müssen dafür sorgen, dass das, was an Ware angeboten wird, auch qualitativ einwandfrei ist.“ Der Raststätten-Betreiber will bis 2017 die Pächter enger an sich binden und auf ein „vollwertiges Franchise-System“ umstellen. Details dazu nannte Tank & Rast noch nicht.

Der Konzern, der seine Anlagen auch unter dem Markennamen Serways oder Gusticus betreibt, betonte am Dienstag, bei den aufgedeckten Missständen handele es sich um Einzelfälle. Dennoch greife man angesichts der Vorwürfe durch. „Eigene Untersuchungen zeigen, dass die große Mehrheit der Pächter sich an unsere Vorgaben hält“, betonte Firmenchef Karl Rolfes.

Tank & Rast habe in den vergangenen Wochen durch Hinweise von Mängeln erfahren und zusätzliche Kontrollen veranlasst. „In vier Fällen wurden die betroffenen Pächter oder deren Verantwortliche von Tank & Rast abgemahnt“, heißt es in der Mitteilung. „Das ist ein Warnschuss“, sagte ein Sprecher. Bei weiteren Verstößen sind Sanktionen bis hin zur fristlosen Kündigung der Verträge möglich. Welche Stationen abgemahnt wurden, sagte der Sprecher aber nicht.

Das Unternehmen habe bereits strikte Hygiene-Vorgaben. Dreimal im Jahr würden alle Anlagen von unabhängigen Prüfern getestet. Das System werde nun nochmals geschärft. Dazu berief Tank & Rast einen eigenen Bevollmächtigten: den Lebensmittelchemiker Ulrich Nöhle, der die Qualitätsstandards weiterentwickeln solle.

Die Linke machte den „Privatisierungswahn der letzten Jahrzehnte“ für die Zustände in einigen Filialen verantwortlich. „Der Renditedruck der Eigentümer der ehemals staatlichen Tank & Rast, neben der Allianz auch Fonds aus Kanada und den Emiraten, wird schonungslos an die Pächter weitergereicht“, teilte der Verkehrspolitiker und Bundestagsabgeordnete Herbert Behrens mit.