Schiffbau-Verband: „Russland ein hochspannender Markt“

Hamburg/Stralsund (dpa) - Die deutschen Werften könnten nach Einschätzung des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik künftig viel stärker am russischen Schiffbaumarkt partizipieren. „Russland ist ein hochspannender Markt“, sagte Verbands-Geschäftsführer Reinhard Lüken der Nachrichtenagentur dpa.

Im Jahr 2009 habe Russland einen Bedarf von 1400 Schiffsneubauten angemeldet, die bis 2020 benötigt würden. Russland habe zunächst auf Korea geschaut, dann aber gemerkt, dass die Koreaner die Produktion ins Ausland abziehen und den Markt kontrollieren wollen. „Und das wollen die Russen nicht“, sagte Lüken.

Die deutsche Ingenieurkunst hat nach Einschätzung des deutschen Verbandes für Schiffbau in Russland einen guten Ruf. Deutschland werde von den Russen als fairer Partner wahrgenommen. „Wenn die deutschen Werften 100 Einheiten übernehmen und den Russen dabei helfen können, den großen Teil der Produktion selbst zu realisieren, dann ist das doch eine Win-Win-Situation für beide Seiten“, sagte Lüken. Das russische Schiffbauprogramm sei auch deshalb ins Stocken geraten, weil Produktionsmethoden und Projektmanagement auf den russischen Werften nicht mehr auf dem neuesten Stand seien.

Die russische Schiffsindustrie kann nach Experteneinschätzung den enormen Bedarf an Schiffen und Schiffstechnik, den Russland für die Erkundung von Rohstoffen oder den Güterverkehr benötigt, nicht allein decken. Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums importierte Russland allein im Jahr 2011 Schiffe und Schiffsteile im Wert von 2,6 Milliarden US-Dollar (1,92 Milliarden Euro). Für deutsche Systemanbieter und Zulieferer bietet der Markt nach Einschätzung des Ministeriums deshalb sehr gute Absatzmöglichkeiten.

Das Spektrum der in Russland benötigten Neubauten reiche von Forschungs- über Fischereischiffe bis zu eisgängigen Frachtern und großen Öl- und Gasttankern.