Schlechte Ernte 2016 bringt Bauern in Bedrängnis
Berlin (dpa) - Die Ernte in Deutschland fällt diesmal drastisch schlechter aus und bringt nach Tausenden Milchbauern weitere Höfe in Bedrängnis. „Vielen Ackerbauern geht das Geld jetzt auch aus“, sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied bei der Vorlage einer Erntebilanz.
Wegen ungünstigen Wetters zeichnet sich bei Getreide ein Minus von elf Prozent auf 43,5 Millionen Tonnen ab - weniger waren es zuletzt vor fünf Jahren. Auch bei Raps dürften mit 4,5 Millionen Tonnen elf Prozent weniger hereinkommen als im Vorjahr. Angesichts niedriger Weltmarktpreise für viele Produkte hoffen die Landwirte auf mögliche weitere Krisenhilfen des Staates von 100 Millionen Euro.
„Die Ernte in diesem Jahr war eine reine Nervenprobe“, sagte Rukwied. Regen habe die Arbeiten vielerorts unterbrochen. Seit dem Frühjahr hätten Pflanzen in weiten Teilen Westdeutschlands in durchnässten Böden gestanden. Es fehlte Sonne, damit sich Getreidekörner ausbilden können. Ohne Pflanzenschutzmittel gegen Pilze und Schädlinge hätte es teils gar keine Erträge gegeben. Da die Ernte wegen neuer Schauer noch nicht abgeschlossen ist, wurde die Bilanz diesmal geschätzt.
Bei Winterweizen als wichtigster Getreideart dürfte die Menge um 12,6 Prozent auf 23 Millionen Tonnen sinken. In manchen Regionen gab es Einbußen von bis zu 25 Prozent. Bei Roggen zeichnen sich zwölf Prozent Minus auf 3,5 Millionen Tonnen ab. Die finanzielle Lage vieler Höfe spitze sich zu, erläuterte der Verband. Hintergrund sind weiterhin niedrige Weltmarktpreise, die Landwirte erzielen können.
Rukwied berichtete, Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) habe zusätzliche Hilfen von 60 Millionen Euro in Aussicht gestellt, wenn die Länder 40 Millionen Euro beisteuerten. Der Bauernpräsident rief die Länder auf, diesen Beitrag zu leisten. Das Bundesministerium bestätigte solche Pläne vorerst nicht. Sollten sich Überlegungen über weitere Programme zur Stützung der Landwirtschaft konkretisieren, werde der Minister nach erfolgten Gesprächen mit allen Beteiligten darüber informieren, sagte ein Sprecher auf Anfrage in Berlin.
Der Schwerpunkt liege derzeit darauf, das neue EU-Hilfsprogramm so zu gestalten, dass Liquiditätshilfen schnell und unbürokratisch auf den Höfen ankommen, erläutert er. Der Bund will frische 58 Millionen Euro von der EU national verdoppeln und hatte zuvor schon mindestens 100 Millionen Euro Finanzhilfen angekündigt. Rukwied sagte: „Die Milchkrise ist noch lange nicht zu Ende.“ Zwar gebe es erste positive Anzeichen. Die Preise für die Erzeuger lägen zwischen 20 und 26 Cent je Liter. Um die Kosten zu decken, gelten aber mindestens 35 Cent als erforderlich.