Schleckers letzter Tag

Am Mittwoch sitzen die Mitarbeiter der insolventen Drogerie-Kette zum letzten Mal an der Kasse.

Ehingen. Der Kundenandrang in den vergangenen Wochen war bei Schlecker so stark wie schon lange nicht mehr. Diese Nachfrage hätten sich die Verkäuferinnen zu anderen Zeiten sehr gewünscht. Jetzt sehen sie zu, wie die Ära Schlecker und damit auch ein Teil ihres Berufslebens zu Ende geht. Am Mittwoch ist Schluss beim einstigen Drogeriemarkt-König. Um 15 Uhr werden alle 2800 Filialen geschlossen. Danach wird noch aufgeräumt und die Läden „besenrein“ gemacht, wie ein Sprecher des Insolvenzverwalters sagt. Bis dahin gibt es noch satte Rabatte.

Ob Lippenstift, eine Flasche Reinigungsmittel oder ein Einkaufskorb voll Katzenfutter für zwei Euro — die letzten Waren werden aus den Schlecker-Regalen gegriffen. In einem der Stuttgarter Schlecker-Märkte kramt eine Kundin am Tierfutter-Regal: „Ich habe vorher schon einen Korb voll Katzenfutter für zwei Euro gekauft und nun hole ich nochmals etwas.“ Nils Müller kommt mit einem breitem Grinsen aus einem Geschäft: „Für sechs Cent kann ich die Fliegenklatsche schon mal mitnehmen.“ Sonst sei er nie bei Schlecker gewesen, doch heute habe der 19-Jährige nach der Schule einfach mal reingeschaut.

Seit Montag ist der Rabatt auf das ganze Sortiment auf 90 Prozent erhöht worden, die meisten Regale waren da schon fast leer. Viele der bundesweit 13 200 Verkäuferinnen sind gestresst. Seit Wochen bestreiten sie den Ausverkauf mit dem Wissen, am Ende die Kündigung zu bekommen. Am Freitag will die Insolvenzverwaltung der Belegschaft Post mit der Freistellung schicken. Im Juli sollen die Kündigungen folgen. Schon Ende März hatten 11 000 Beschäftigte aufgrund der im Januar angemeldeten Insolvenz ihren Job verloren.

Gesamtbetriebsratchefin Christel Hoffmann will ihren Kolleginnen bei Fragen zum Arbeitsamt und zur Altersteilzeit noch in den nächsten Wochen zur Seite stehen. Der Gesamtbetriebsrat muss sein Büro noch nicht räumen, da die Lagermitarbeiter länger beschäftigt sind als die Verkäuferinnen.

Hoffmann hat Trauer und Wut gleichzeitig in der Stimme, wenn sie an das Ende des 1975 im baden-württembergischen Ehingen gegründeten Unternehmens denkt. „Da gibt es Verantwortliche und das ist für mich die Familie Schlecker“, sagt Hoffmann. Sie ist enttäuscht, dass sich die Familie bisher nicht an die Beschäftigten gewandt hat. „Ein Wort, einen Satz hätte es geben müssen.“