Schuldenkrise: EZB will nicht eingreifen

Die Zentralbank lehnt es ab, dauerhaft als Kreditgeber einzuspringen.

Brüssel. Die Euro-Schuldenkrise hat sich zum Ende einer Woche mit schlechten Nachrichten weiter verschärft. Immer mehr Anleger meiden italienische Staatspapiere, am Aktienmarkt zeichneten sich am zehnten Tag in Folge Verluste ab. Auch der Kurs des Euro gab deutlich nach.

Die Märkte zeigten sich vom „Mini-Gipfel“ mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), dem französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy und dem italienischen Regierungschef Mario Monti am Vortag enttäuscht, hieß es. Merkel hatte die Hoffnungen auf Eurobonds und einen erweiterten Kriseneinsatz der EZB gedämpft.

Vertreter der Europäischen Zentralbank (EZB) lehnten erneut ab, dass die Notenbank massiv Staatsanleihen von Krisenländern aufkauft, um deren Kurse zu stützen. Nach Einschätzung von EZB-Ratsmitglied Luc Coene wäre es keine Lösung, wenn die Notenbank in großem Stil Staatsanleihen der Schuldenländer kaufte. „Wenn man einmal damit beginnt, muss man es aufrechterhalten, und das ist nicht vertretbar“, sagte der Chef der belgischen Notenbank. EZB-Direktoriumsmitglied José Manuel González-Páramo bekräftigte: „Die EZB ist kein Kreditgeber der letzten Instanz für Staaten.“ Die Länder der Eurozone könnten nicht erwarten, dass die EZB ihre Defizite finanziere.

Um dem Euro-Schwergewicht Italien kurzfristig Geld zu leihen, verlangen Investoren mehr Zinsen als jemals zuvor seit Einführung des Euro. Am Freitag kletterte die Rendite für Zweijahrespapiere der drittgrößten Volkswirtschaft im Währungsraum im Tagesverlauf auf ein Hoch von 7,77 Prozent. Auch deutsche Staatstitel, die zuletzt noch als „sicherer Hafen“ galten, standen nach der schwachen Nachfrage bei einer Neuemission am Mittwoch weiter unter Druck. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe stieg auf 2,235 Prozent.

Die Ratingagentur Standard & Poor’s senkte am Freitag die Kreditwürdigkeit Belgiens um eine Stufe von „AA+“ auf „AA“. Die Agentur führte zur Begründung an, dass die „Schwierigkeiten im Finanzsektor“ noch weitere öffentliche Hilfen erforderlich machen könnten — und dies vor einem unsicheren innenpolitischen Hintergrund.

Der Euro-Kurs und der Dax rutschten zwischenzeitlich auf die niedrigsten Stände seit Anfang Oktober.