Sex-Sause empört die Versicherungs-Branche

Düsseldorf (dpa) - Die Sex-Orgie der Vertretertruppe von der Hamburg-Mannheimer hat in der Versicherungsbranche für massive Verstimmung gesorgt. Die Versicherer fürchten um ihr Image, die Verbände sind massiv verärgert über den Exzess.

„Es ist verabscheuungswürdig, was da abgelaufen ist - grausam, in welches Licht man gezogen wird“, sagte Hans-Georg Jenssen, Vorstand des Verbands Deutscher Versicherungsmakler in Hamburg. Möglicherweise sei der Skandal aber auch „typisch für besonders auf Erfolg getrimmte strukturierte Vertriebsformen“, sagte Jenssen am Freitag. „Die Strukturvertriebe sind keine Kinder von Traurigkeit. Um die Truppe trotz schrumpfender Märkte bei Laune zu halten, muss immer mehr geboten werden.“

Die im vergangenen Jahr im Ergo-Versicherungskonzern aufgegangene Hamburg-Mannheimer hatte für ihre besten 100 Vertreter eine Sex-Party in Budapest organisiert. Am 5. Juni 2007 war dazu die traditionsreiche Gellert-Therme in Budapest in ein Freiluftbordell verwandelt worden. Die Ergo hatte bestätigt, dass an jenem Abend während einer sogenannten „Incentive“-Reise etwa 20 Prostituierte anwesend gewesen seien.

„Das ist völlig indiskutabel und absolut unvertretbar, was da abgelaufen ist“, sagte ein Sprecher des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft in Berlin. Das Geschehen in Budapest sei „nicht förderlich für das Image der Versicherungswirtschaft“.

„Es macht uns Sorgen, dass so etwas passieren kann“, sagte ein Sprecher des Bundesverbands der Versicherungskaufleute in Bonn. „Ein ganzer Berufsstand wird dadurch in ein schlechtes Licht gerückt.“

Nach der Sex-Orgie in Budapest im Jahr 2007 untersucht der Ergo-Konzern, ob es weitere derartige Partys gab. „Wir sind uns sehr sicher, dass sich das seit 2007 nicht wiederholt hat“, sagte eine Unternehmenssprecherin in Düsseldorf. Auch was die Zeit davor angehe, gebe es keine Hinweise auf weitere derartige Reisen.

Die „Financial Times Deutschland“ berichtete unter Berufung auf Branchenkreise, Hintergrund des Bekanntwerdens des Sex-Skandals könne ein Streit ehemaliger Vertreter um Ausgleichszahlungen sein. Die Ehemaligen sähen sich um viele Millionen Euro gebracht und kämpften bereits seit Jahren um das Geld.

In der Branche der Incentive-Agenturen herrschte nach Bekanntwerden der Vorgänge „Entsetzen“ und „sehr große Überraschung“. Das sei „unfassbar“, sagte ein Veranstalter. Keines der von dpa befragten elf Unternehmen wollte offen zu dem gut organisierten Sex-Event Stellung nehmen.

Das „Handelsblatt“ beruft sich auf eidesstattliche Versicherungen mehrerer Teilnehmer der Orgie. Den Teilnehmern zufolge sei alles bestens organisiert gewesen: „Die Damen trugen rote und gelbe Bändchen. Die einen waren als Hostessen anwesend, die anderen würden sämtliche Wünsche erfüllen. Es gab auch Damen mit weißen Bändchen. Die waren aber reserviert für die Vorstände und die allerbesten Vertriebler.“